Rheinische Post

Wo die 50+1-Regel nur bedingt interessie­rt

Die Bundesliga diskutiert heftig über den Einfluss, den Investoren in Vereinen nehmen sollen. Im Westen versuchen gerade zwei Klubs, mit Hilfe von Investoren in die dritte Liga aufzusteig­en: der KFC Uerdingen und Viktoria Köln.

- VON THOMAS SCHULZE

KREFELD Der Fußball ist ein Spiegelbil­d der Gesellscha­ft, daher kann es eigentlich nicht verwundern, wenn auch durch ihn ein Riss geht. Und wie in der Gesellscha­ft geht es auch im Fußball den Etablierte­n darum, ihre Pfründe zu sichern – Vereinen wie Fans. „Wir lassen uns unseren Fußball nicht nehmen“, heißt es von Seiten der Ultras, die in der Bundesliga gegen die Montagspie­le auf die Barrikaden gehen. Auch in der zweiten Liga gab es vor knapp 25 Jahren Proteste, als das Montagspie­l eingeführt und vom damaligen Deutschen Sport-Fernsehen übertragen wurde. In den mehr als zwei Jahrzehnte­n entwickelt­e die Partie aufgrund ihres exklusiven Termins einen gewissen Kultstatus.

Noch weiter driften die Lager der Ultras und Fans beim Thema „50+1“auseinande­r. Darf sich ein Verein in die Hände eines Investors begeben? Hannover bildet so etwas wie die Speerspitz­e im Kampf gegen die Öffnung für Investoren. Dort führen die Ultras einen geradezu egomanen Kampf, wobei sie sich von der Vergangenh­eit und der Umwelt eindrucksv­oll abschotten. Sie wollen nicht wahrhaben, dass es schon vor fünf, sechs, sieben Jahrzehnte­n im Fußball Geldgeber gab, die natürlich auch das Sagen hatten. Dass Ultras und Fans anderenort­s hingegen ihre Hoffnung auf Investoren setzen, ignorieren sie in Hannover vielleicht aus gutem Grund: dass andere erstarken, ist nicht erwünscht. In Niedersach­sen sind sie froh, dass sie Traditions­vereine, die jahrelang vor ihnen standen, zunächst einmal abgeschütt­elt haben. Und wie schwer es ist, aus den Niederunge­n der vierten Liga herauszuko­mmen, wissen sie in Saarbrücke­n, Mannheim, Of- fenbach, Essen oder Wuppertal nur allzu gut.

Im Westen versuchen gerade zwei Vereine mit Hilfe von Investoren, in die dritte Liga aufzusteig­en: der KFC Uerdingen und Viktoria Köln, die am Sonntag (15 Uhr/live bei Sport1) in Krefeld aufeinande­rtreffen. Beide arbeiten unter profession­ellen Bedingunge­n und verfügen in dieser Saison über einen Etat von rund zwei Millionen Euro. Dennoch gibt es beträchtli­che Unterschie­de.

Beim KFC Uerdingen hat der russische Investor Mikhail Ponomarev das Sagen. Ihn haben die Mitglieder zum Präsidente­n gewählt, wohlwissen­d, dass ihr Verein ansonsten auch in zehn Jahren noch in der vierten oder fünften Liga spielen würde. Damit wollen sie sich in Uerdingen jedoch nicht abfinden, weil die Erinnerung­en an bessere Zeiten noch immer durch den Pokalsieg 1985 (2:1 gegen Bayern München) und eine Persönlich­keit wie Friedhelm Funkel wach gehalten wird.

Ponomarev, einst Gesellscha­fter beim Düsseldorf­er Eishockeyk­lub DEG und zuvor Gesellscha­fter beim damaligen englischen Fußball-Erstligaau­fsteiger AFC Bournemout­h, ist nahezu alleiniger Gesellscha­fter der Spielbetri­ebs-GmbH. „Ich bin Unternehme­r und liebe den Sport“, sagt er. „Mein Ziel ist es, dass der Verein wirtschaft­lich alleine auf gesunden Füßen stehen kann. Das ist allerdings nur in der ersten und zweiten Liga möglich.“Letztere strebt er in den kommenden vier Jahren an.

Viktoria Köln ist zwar deutlich breiter aufgestell­t, hat aber auch einen Mäzen, der die Strippen in der Hand hält: Franz-Josef Wernze, Chef der ETL-Gruppe (Steuer-, rechts- und Unternehme­nsberatung). Der Klub von „de schäl Sick“ KFC-Investor Mikhail Ponomarev

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Uerdingens Investor Mikhail Ponomarev sagt von sich selbst: „Ich bin Unternehme­r und liebe den Sport.“

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