Julien Schneider heißt der neue Coach beim SC West
Marcus John wechselt überraschend zum Ligakonkurrenten SV Straelen. Vom Team hat er sich bereits verabschiedet.
Paukenschlag in der Fußball-Oberliga. Marcus John wird den SC West mit sofortiger Wirkung verlassen und den Trainerposten beim aufstiegsambitionierten Ligakonkurrenten SV Straelen übernehmen. Dies teilte der Coach unserer Redaktion gestern telefonisch mit.
Die Entscheidung sei dem 43-jährigen A-Lizenz-Inhaber alles andere als leicht gefallen und habe ihm „einige schlaflose Nächte“bereitet. Dies ist wenig verwunderlich, schließlich war der SC West Johns erste Anlaufstation als Seniorentrainer, nachdem er zuvor die A-Junioren von Borussia Mönchengladbach gecoacht hatte. Seither blicken er und der Verein auf erfolgreiche Zeiten zurück. 2015 hat John die Blau-Weißen in die Fünftklassigkeit geführt und ein Jahr später kämpfte sich das Team ins Viertelfinale des Niederrheinpokals vor. Unter der Handschrift von John hat sich der SCW progressiv weiterentwickelt – sowohl taktisch als auch personell –, so dass die Oberkasseler zurzeit als etablierter Oberligist im gefestigten Mittelfeld der Tabelle positioniert sind (9. Platz/36 Punkte).
Dass auf der Schorlemerstraße eine Einheit zusammengewachsen ist, blieb auch den äußeren Betrachtern nicht fern. In der Folge schlossen sich zum einen selbst regionalliga-erfahrene Spieler wie Rico Weiler (vorher Fortuna II), Maciej Zieba (Alemannia Aachen) und Jeff Gyasi (BSV Schwarz-Weiß Rehden) dem Verein an und bestätigten den außerordentlichen Zusammenhalt innerhalb des Vereins. Gleichzeitig weckte die Personalie John Begehrlichkeit. Aufkommen- den Lockrufen ist er nicht gefolgt – bis jetzt.
„Natürlich ist der Zeitpunkt sehr unglücklich. Und ich bin traurig, weil das sozusagen meine Mannschaft ist, die ich jahrelang aufge- baut habe. Aber wenn man einmal in der Regionalliga trainieren möchte, wäre das die Gelegenheit. Straelen besitzt sowohl sportlich als auch infrastrukturell über die nötigen Voraussetzungen“, erklärt John und freut sich auf die neuen Aufgaben. Dabei betont er in aller Deutlichkeit, dass die Entscheidung eine „rein sportliche“gewesen sei.
Am Montagabend hat sich John vom Team noch mit einem Kasten Bier verabschiedet, über die Beweggründe gesprochen und für die gemeinsame Zeit bedankt. Da noch „mündliche Vereinbarungen bestehen“, wie SCW-Abteilungsleiter Frank Laurini konstatiert, wären noch letzte Modalitäten zwischen den Vereinen zu klären.
Der Blitzwechsel bringt den SC West jedenfalls von seinem Wunschfahrplan ab. Schließlich muss der Verein in kürzester Zeit umdisponieren und eine neue Lösung für den Posten an der Seitenlinie finden. Als logische Konsequenz dürfte erst einmal Co-Trainer Julien Schneider die Geschicke leiten.
Trotz seiner 25 Jahre genießt Schneider die volle Akzeptanz der Mannschaft und hat seine Feuertaufen unlängst hinter sich gebracht. Ob die „Nagelsmann-Variante“mit einem jungen Trainer sogar eine langfristige Option sein könnte wird sich zeigen. Darüber wird sich der Verein in den kommenden Tagen intensiv beraten.
Pikant dürfte der vorletzte Spieltag werden, wenn John im Kampf um die Meisterschaft ausgerechnet beim SC West gastiert. Beide Parteien dürften sich aber einig sein, dass dieses Kräftemessen dann genauso wie die Entscheidung ausfallen wird – sportlich.