Rheinische Post

Mit dem Rad zur Rhododendr­on-Pracht im Ammerland

Im Ammerland blühen im Mai Millionen Rhododendr­en. In diesem Jahr lohnt die Blütentour besonders.

- VON BERND F. MEIER

WESTERSTED­E (dpa) „Wir hier im Ammerland sind das Silicon Valley des Rhododendr­ons“, sagt Timo Schröder, Inhaber einer Baumschule aus Wiefelsted­e. Die grüne Parklandsc­haft im Nordwesten Niedersach­sens ist die Heimat der Rhododendr­en, die hier Rhodos genannt werden. Und die Region gilt als wichtigste­s europäisch­es Anbaugebie­t für Bäume und Sträucher. Das lockt auch Urlauber an.

Das europäisch­e Zentrum der Baumschulw­irtschaft lernen Besucher am besten auf einer Fahrradtou­r kennen. Hauptsaiso­n ist von Ende April bis Juni, wenn viele Millionen Rhododendr­en blühen. Die Ammerland-Route führt über 165 Kilometer als Rundkurs durch die Parklandsc­haft.

Mehr als 300 Baumschule­n gibt es in der Region. In Westersted­e sind es allein rund 60 Betriebe. In Schrö- ders Baumschule in Wiefelsted­e lernen die Rhodos vor allem eines: groß und stark werden. Jedes Jahr wachsen 1,5 Millionen Stecklinge und Veredlunge­n in der Wärme von matt glänzenden Folientunn­eln und den gläsernen Gewächshäu­sern heran – 120 Sorten sind es.

Die Geschichte der Rhododendr­en beginnt am Barockschl­oss in Rastede: Bei der Gestaltung des Schlosspar­ks im englischen Landschaft­sstil brachte Gartenarch­itekt Carl Ferdinand Bosse um 1784 die immergrüne­n Sträucher ins Ammerland. Ab Mitte des 19. Jahrhunder­ts wurden die Flachwurzl­er zum Schmuck in den Gärten von Bürgerhäus­ern und Gutshöfen der Gegend. Um 1850 entstanden in der Region aus Landwirtsc­haftsbetri­eben heraus die ersten Baumschule­n, in denen die „Alpenrose des Nordens“für Aufschwung sorgte.

Wer keine Zeit für die gesamte Ammerland-Route hat, kann in Westersted­e einen von sieben kürzeren Radwegen mit 47 bis 77 Kilometer Länge wählen. Stationen mit Leihrädern gibt es in Westersted­e, Bad Zwischenah­n und Rastede.

Ein Zwischenst­opp für Radler ist der Rhododendr­onpark Hobbie in Linswege. Mit 70 Hektar Fläche ist der Privatpark Deutschlan­ds größtes Rhododendr­en-Paradies. Farbenprac­ht links und rechts verschlung­ener Pfade, fünf Meter aufragend und mehr – ein imposanter Blütenwald. „Die ältesten Rhodos wurden vor über 90 Jahren gepflanzt und sind heute etwa zehn Meter hoch“, sagt Birgit Hobbie. Ihr Großvater Dietrich Gerhard gründete den Rhododendr­onpark 1928. Der Landwirt sammelte Rhododendr­onsamen aus England und den USA und reiste sogar ins HimalayaHo­chland, das als Heimat zahlreiche­r Rhododendr­onarten gilt. „Der Großvater züchtete und kreuzte die fremden Arten mit dem Ziel, für das Ammerland frostresis­tente Rhodos mit prächtigen Blüten zu bekommen“, erzählt Birgit Hobbie.

Die Innenstadt von Westersted­e verwandelt sich bei der Blumenund Pflanzensc­hau „Rhodo 18“alle vier Jahre in ein Blütenmeer. „Perspektiv­wechsel“ist das Motto der Schau (10. bis 21. Mai), zu der Zigtausend­e erwartet werden. Damit sowohl Früh- als auch Spätblüher ihre volle Pracht zeigen, arbeiten die Ammerlände­r trickreich: Die Frühblüher werden ins Kühlhaus gesteckt und zittern bei vier Grad Celsius ihrem Auftritt entgegen. Ein Restrisiko bleibt: Wird das Ammerland von späten Frösten heimgesuch­t, dann sind die Blüten dahin und die „Rhodo“wird verschoben. Das war zuletzt vor 33 Jahren so – die 1985er-Schau fand 1986 statt.

 ??  ?? Im Schlosspar­k in Rastede wuchsen gegen Ende des 18. Jahrhunder­ts die ersten Rhododendr­en der Region.
Im Schlosspar­k in Rastede wuchsen gegen Ende des 18. Jahrhunder­ts die ersten Rhododendr­en der Region.

Newspapers in German

Newspapers from Germany