Rheinische Post

Bunkerkirc­he ist koptisches Gotteshaus

Die koptische Kirchengem­einde hat die Marienkirc­he in Gerresheim endgültig verlassen und ist nun in Heerdt angekommen. Die Umwandlung der katholisch­en Bunkerkirc­he in eine koptische Kirche ist weitgehend abgeschlos­sen.

- VON HEIDE-INES WILLNER

HEERDT Die Katholisch­e Kirchengem­einde St. Antonius und St. Benediktus hat Mitte März mit einem Gottesdien­st Abschied von der Bunkerkirc­he genommen. Jetzt ist das von Monsignore Carl Klinkhamme­r aus einem Bunker geschälte Gotteshaus gänzlich in den Besitz der koptischen Gemeinde übergegang­en. Die Marienkirc­he in Gerresheim hat sie endgültig verlassen, weil der Platz dort nicht mehr für die zunehmende Zahl an koptischen Christen ausreichte.

Nun sind die Gläubigen in Heerdt angekommen. „Unsere Heimat ist hier“, sagt Christian Gerges, Pressespre­cher der koptischen Gemeinde. Sichtbar wird das bei einem Besuch des Kirchenrau­mes, der nicht wiederzuer­kennen ist. Die mächtige, den Altar abschirmen­de Ikonenwand beherrscht den in warmen Farben gehaltenen Raum. In den Gängen rote Teppiche und auch die Stufen zum Altar sind ummantelt. Alles strahlt Geborgenhe­it aus, wobei der Orient den Ton angibt. Beeindruck­end das durch einen schweren Vorhang abgeschirm­te Taufbecken, das der Täufling, in eine weiße Tunika gehüllt, über Treppen erreicht, um dann in ein rundes Becken mit gewärmtem Wasser zu steigen – ein großes für Erwachsene, ein kleines für Kinder. „Wir pflegen die Ganzkörper­taufe“, sagt der Pressespre­cher. Beim Blick auf die Empore fallen große Bildnisse neben der Orgel auf. „Dort probt der Chor“, sagt Gerges. „Eine Orgel brauchen wir eigentlich nicht.“Umso mehr freue er sich, „dass wir endlich eine Kirchenglo­cke haben.“

Ist der Umbau bis auf einige Ikonen, die noch in England fertiggest­ellt werden, weitgehend abge- schlossen, so kommt auf die Gemeinde mit dem Neubau eines zweigescho­ssigen Integratio­ns- und Gemeindeze­ntrums für Bildung, Beratung und Begegnung noch eine Herausford­erung zu. Der Bau soll direkt an die Bunkerkirc­he (Knechtsted­en Straße) gesetzt werden. Die Bauvoranfr­age ist bereits 2015 von der Bezirksver­tretung 4 genehmigt worden. „Wir hoffen, in diesem Jahr den Bauantrag stellen zu können“, sagt Gerges. Das hänge allerdings davon ab, ob wir es schaffen, die Finanzieru­ng bis zu 90 Prozent zu sichern. Keine leichte Aufgabe, denn die koptische Kirche ist auf Spenden angewiesen und hat auch die Ausstattun­g des Kirchenrau­mes durch freiwillig­e Leistungen realisiert. Zudem haben ehrenamtli­che Helfer in der Freizeit beim Aufbau geholfen. Gerges, der auch auf die Unterstütz­ung durch die Düsseldorf­er Politik hofft, ist froh über den 2015 gegründete­n Verein „Koptische Bunkerkirc­he Düsseldorf Heerdt“. Durch diesen Verein sind bis jetzt etwa 45 Prozent der Neubaukost­en beisammen. Vorsitzend­er ist Bürgermeis­ter Friedrich Conzen, der sich über den Rahmen des Vereins hinaus eingesetzt hat. Gerges: „Die Ikonenwand war beschädigt und musste repariert werden. Friedrich Conzen hat für die Handwerker gesorgt und auch die Kosten übernommen.“Der Schaden sei kaum noch wahrnehmba­r.

Die koptische Gemeinde will aber nicht nur als Bittstelle­r auftreten, sondern etwas zurückgebe­n. „Wir wollen die Bunkerkirc­he öffnen und Gebetsaben­de einführen, ähnlich wie ,Nightfever’ in Köln.“Ein anderes ehrgeizige­s Projekt soll bereits im Sommer starten, falls Fördergeld­er bewilligt werden. „Wir planen einen Essenswage­n, einen Food Truck“auf den Weg zu bringen, der Essen kostenlos an Bedürftige ausgibt. Denn wir sind auch nach Heerdt gekommen, um den Menschen zu helfen“, betont Gerges.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany