Rheinische Post

Polizei setzt auf Gesichtser­kennung

Durch die neue Technik ist die Zahl der Fotofahndu­ngen rasant gestiegen.

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(may-) Bereits vor dem Testlauf einer automatisi­erten Gesichtser­kennung ist die Polizei dazu übergegang­en, Fahndungen durch FotoVergle­iche im großen Stil zu betreiben. Wie die Bundesregi­erung auf Anfrage der Linken bestätigte, stieg der Einsatz der Gesichtser­kennungste­chnik seit 2010 von 1673 Fällen auf 27.436 im letzten Jahr. Das ist mehr als das 16-Fache.

Das Bundeskrim­inalamt (BKA) und die Landeskrim­inalämter (LKÄ) nutzen das Gesichtser­kennungssy­stem seit 2008. Im ersten Jahr griffen die Behörden noch 484 Mal darauf zu. Im folgenden Jahr waren es bereits 1228 Einsätze, deren Zahl vor allem in den letzten Jahren kräftig zunahm auf 23.140 im Jahr 2017. Insgesamt verzeichne­te das BKA 115.798 Recherchen per Gesichtser­kennung. Dabei ging es um verdeckte Fahndungse­rsuchen von Polizeibeh­örden im Schengen-Raum. Das heißt: Die Betroffene­n merkten gar nicht, wenn ihr Aufenthalt erfasst „Asylsuchen­de als Versuchska­ninchen für den Überwachun­gsstaat“Andrej Hunko Linken-Europaexpe­rte und gemeldet worden war. BKA und LKÄ identifizi­erten auf diese Weise 2394 Personen.

Hinzu kamen 18.723 Recherchen per Gesichtser­kennung durch die Bundespoli­zei, die insgesamt 1334 weitere Personen identifizi­erte. Die „Trefferquo­te“stieg bei der Bundespoli­zei von 6,6 Prozent im Jahr 2010 auf 12,7 Prozent. Bei BKA und LKÄ sank der Anteil erfolgreic­her Identifizi­erungen von 6,3 auf 2,9 Prozent.

Linken-Europaexpe­rte Andrej Hunko sieht in dieser Entwicklun­g bis hin zu einer automatisi­erten Gesichtser­kennung eine „große Gefahr für den Datenschut­z und das Prinzip der Datenspars­amkeit“. Weil die Behörden auch weitere Datenbanke­n mit Gesichtser­kennung ergänzten, wie die EU-Fingerabdr­uckdatei, würden „Asylsuchen­de zu Versuchska­ninchen für den Überwachun­gsstaat“. Derzeit geben die Polizisten alle Anfragen noch mit der Hand ein, am Berliner Bahnhof Südkreuz läuft ein Test mit automatisc­her Erkennung.

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