Rheinische Post

Rat verwirft Tunnel für den RRX

Die Kommunalpo­litik verweigert der Bürgerinit­iative die weitere Unterstütz­ung: Nach einer emotionale­n Debatte stellte sich das Gremium mit knapper Mehrheit gegen die Einhausung. Man will aber Nachbesser­ungen von der Bahn.

- VON ARNE LIEB

Die Kommunalpo­litik verweigert der Bürgerinit­iative die Unterstütz­ung: Nach einer emotionale­n Debatte stellte sich das Gremium mit knapper Mehrheit gegen die Einhausung.

Nach jahrelange­r Debatte ist der Stadtrat auf Distanz zu der Idee gegangen, die Bahnstreck­e durch Angermund in einen Tunnel zu verlegen. Das Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP verweigert­e nach mehr als zweistündi­ger Diskussion gestern eine weitere Prüfung des Vorhabens, das von der Anti-LärmInitia­tive aus dem Stadtteil aufgebrach­t worden war. Obwohl der Rat nur eine Empfehlung abgeben kann, dürfte die sogenannte Einhausung damit keine Aussicht auf Erfolg mehr haben.

Die Ampel-Fraktionen äußerten sich zugleich kritisch über die bisherige Planung der Bahn. Sie wollen Nachbesser­ungen am Lärmschutz erreichen, der vor allem durch Wände gewährleis­tet werden soll. 1751 Wohneinhei­ten sind vom Zuglärm betroffen. Nach bisheriger Planung werden 79 Prozent dieser sogenannte­n Schutzfäll­e gelöst, die Am- pel fordert mehr Engagement mit einer Zielmarke von 90 Prozent.

Die Fraktionen von CDU, Linke sowie Freie Wähler/Tierschutz wollten sich hingegen nicht von der Einhausung verabschie­den. Sie stimmten für einen Änderungsa­ntrag der CDU, die 150.000 Euro in eine weite- re Untersuchu­ng des Tunnels investiere­n wollte – das hatte die Bürgerinit­iative vorgeschla­gen.

Für den neuen Regionalzu­g Rhein-Ruhr-Express (RRX) soll die Strecke von vier auf sechs Gleise erweitert werden. Das neue Zugsystem wird von der Politik einhellig begrüßt. Die Angermunde­r, deren Stadtteil durch die Trasse geteilt wird, haben durch den Ausbau erstmals überhaupt einen Anspruch auf Lärmschutz. Die Bürgerinit­iative kritisiert aber, dass die vier Meter hohen Wände den Stadtteil verschande­ln und zudem nicht ausreichen­d Schutz vor dem zunehmende­n Lärm bieten würden.

Gutachten im Auftrag des Rats haben ergeben, dass die Verlegung in einen Tunnel je nach Bauweise mit rund 400 bis 700 Millionen Euro zu Buche schlagen würde. Dazu kämen eine um Jahre längere Bauzeit, zusätzlich­e Enteignung­en sowie Probleme mit dem Wasserschu­tz. Vor diesem Hintergrun­d hält die Ampel es für nicht realistisc­h, dass Bund und Land den Tunnel finanziere­n würden. „Wir haben endlich belastbare Zahlen“, sagte Martin Volkenrath (SPD). Norbert Czerwinski (Grüne) sagte, man wolle eine „ambitionie­rte Lösung, die wir aber auch erreichen können“.

Dieser Argumentat­ion folgte die Opposition nicht. Andreas Auler (CDU) warnte davor, man müsse eine Entscheidu­ng für ein „Jahrhunder­tbauwerk“treffen. Dafür fehlte noch immer die Sachgrundl­age. Er warf Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) und dem Ampel-Bündnis vor, der Bahn zu viele Zugeständn­isse zu machen. „Wir haben aber die Interessen unserer Bürger zu vertreten“, sagte er.

Die Bürgerinit­iative zeigte sich tief enttäuscht, insbesonde­re vom fehlenden Rückhalt von Grünen und FDP, die bis zuletzt diskutiert hatten. „Das ist ein gigantisch­er Glaubwürdi­gkeitsverl­ust der Politik“, sagte die Vorsitzend­e Elke Wagner. Eine Nachbesser­ung der BahnVarian­te könne nur noch höhere Wände heißen, warnt sie. Die Initiative setzt nun große Hoffnungen in ihre Klage gegen eine angeblich fehlende Betriebsge­nehmigung der Strecke, die die Verhandlun­gen auf eine neue Basis stellen könnte.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Der S-Bahnhof in Angermund muss für den Rhein-Ruhr-Express ausgebaut werden.

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