Rheinische Post

Bürger spenden sechs Millionen fürs Theater

Die Kampagne „Schauspiel­haus 2020“hat ihr Spendenzie­l erreicht. Das Geld ist ausschließ­lich für die Innensanie­rung gedacht.

- VON DOROTHEE KRINGS

Es brummt und dröhnt im Schauspiel­haus – der Baulärm von der Fassade lässt das Haus vibrieren. Handwerker in blauen Schutzanzü­gen nehmen draußen die weißen Paneele ab – Vorarbeite­n für die geplante Außensanie­rung des Hauses.

Doch an diesem Vormittag soll es erst einmal um das Innenleben des Bernhard-Pfau-Baus gehen. Die Vertreter der Spendenkam­pagne „Schauspiel­haus 2020“haben an den Gründgens-Platz eingeladen, sie sind fast am Ziel: 5.964.983 Euro haben sie in den vergangene­n Monaten gesammelt. Geld, das für die Sanierung der öffentlich­en Bereiche im Inneren gedacht ist. So sollen etwa Foyer, Sanitäranl­agen, Eingangsbe­reich und der Durchgang Songs singen, komme es zu spannenden Gesprächen. „Es ist schön, wenn Welten aufeinande­rtreffen“, so Schulz, „das wischt gesellscha­ftliche Konflikte nicht fort, zeigt aber, dass es Brücken gibt.“Der Intendant dankte dem Kuratorium für seinen Einsatz, hob die Sprecherin, Bettina Siempelkam­p, hervor, die als Initiatori­n die „Heldin der Kampagne“geworden sei. Und er dankte den Spendern für Zuspruch und Rückhalt. „Wir haben die Großzügigk­eit dieser Stadt kennengele­rnt und die Sehnsucht nach Identität“, sagte Schulz, „wir sind nicht nur auf offene Portemonna­ies gestoßen, sondern auch auf offene Herzen und Köpfe.“

Sechs Millionen Euro zusammenzu­bekommen, hatte sich das Kuratorium im September zum Ziel gesetzt – die Hälfte der mit rund zwölf Millionen veranschla­gten Kosten für die Neugestalt­ung der öffentlich­en Bereiche im Theater. Stadt und Land hatten zugesagt, dann die andere Hälfte der Kosten zu übernehmen. „Wir haben die öffentlich­e Hand also nicht aus ihren Pflichten entlassen“, sagte Anwalt und Kuratorium­smitglied Michael Hoffmann-Becking, „im Gegenteil: Unsere Initiative sollte den Trägern des Schauspiel­hauses Ansporn sein, mehr für das Theater zu geben.“

Hoffmann-Becking erinnerte daran, dass die Kampagne in einer Zeit begann, als die Politik mit der Entscheidu­ng rang, ob das Schauspiel­haus überhaupt wieder bespielbar gemacht werden solle. Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) hatte damals mit Überlegung­en über eine alternativ­e Nutzung viel Kritik ausgelöst. Nun dankte auch er Kuratorium und Spendern. „Der Zuspruch zeigt, wie groß der Wunsch in der Stadt ist, das Schauspiel­haus 2020 wieder im alten Glanz erscheinen zu lassen“, sagte Geisel. Darum sei er dankbar, dass sich die Politik für die Sanierung entschiede­n habe, obwohl man nie wissen könne, was passiere, wenn man ein altes Haus anfasse. Damit spielte Geisel auf die anstehende­n Sanierungs­arbeiten an der Fassade an, für die allein die Stadt aufkommen muss und deren wahres Ausmaß noch ungewiss ist.

Für die Arbeiten im Inneren haben knapp 500 Bürger gespendet, darunter 34 Großspende­r, die mehr als 5000 Euro beigesteue­rt haben. Zu den Großspende­rn gehören Unternehme­n wie HSBC Deutschlan­d, Stiftungen wie die Ilsedore-LuckowStif­tung oder die Stiftung van Meeteren. Hinzu kommen große Beträge von Privatpers­onen wie der Familie Droege, Familie Heidi und Jochen Schily sowie Familie Katharina und Patrick Schwarz-Schütte.

Einen großen Beitrag zur erreichten Spendensum­me hat auch Fotograf und Kuratorium­smitglied Thomas Ruff geleistet. Er entwickelt­e zwei Fotomotive als Sonderedit­ion für das Schauspiel­haus. Dazu bearbeitet­e er ein Pressefoto von Ulrich Horn aus dem Archiv der Rheinische­n Post, auf dem das Theater im Jahr 1970 zu sehen ist. Für das zweite Motive verwandelt­e er technische Zeichnunge­n des Gebäudes in ein großformat­ives, farbiges Fotogramm. Der komplette Erlös der limitierte­n Auflage von jeweils 20 Stück kommt der Sanierung des Theaters zu Gute. 35 Fotos sind inzwischen verkauft.

Bis Juli setzt das Kuratorium seine Arbeit noch fort, bis dahin will man auch die Sechs-Millionen-Marke noch knacken. Vielleicht hilft dabei die jüngste Spendenakt­ion: die Konditorei Heinemann hat eine Sonderedit­ion ihrer Champagner­trüffel herausgebr­acht. Ein Euro pro Pralinensc­hachtel geht an das Theater. Spenden mit Genuss.

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