Rheinische Post

Mann beißt Freundin Haut aus dem Gesicht

Der 28-Jährige fiel schon in einer Warteschla­nge auf, weil er wie ein Hund anfing zu bellen.

- VON WULF KANNEGIESS­ER

Im Streit mit seiner Freundin um deren Autoschlüs­sel hat ein 28-Jähriger im Oktober 2016 alle Hemmungen verloren. Gezielt habe er im Wodka-Rausch seine Partnerin am Hals gepackt, ihr neben der Augenbraue ein Stück Haut aus dem Gesicht gebissen.

Das gestand er beim Amtsgerich­t, nur könne er sich „nicht erklären, wie es dazu kam“, so sein Anwalt. Die Frau, die wohl dauerhaft entstellt bleiben wird, verlangt nicht nur die Bestrafung des Ex-Partners, sondern auch 8500 Euro Schmerzens­geld. Bevor das Gericht entscheide­t, soll ein Gutachter jetzt prüfen, ob der Angeklagte bei der Tat zurechnung­sfähig war. „Wie im Film“, beschrieb das Opfer (27) jene Szene, die ihr Leben verändert hat. Mit zwei Freunden wollte das damalige Paar nachts einen Szene-Club in Flingern besuchen, die Warteschla­nge war so lang, dass alle eine Stunde warten mussten.

Der Angeklagte, der zuvor schon erheblich Wodka getrunken habe, sei dabei extrem aufgefalle­n. „Er dachte, er wäre ein Hund, hat die ganze Zeit gebellt“, außerdem habe er in der Warteschla­nge sogar Wasser lassen wollen, so das Biss-Opfer. Auch sei der Angeklagte dauernd unruhig hin und her gelaufen. Als er im Streit mit seiner Freundin deren Autoschlüs­sel forderte, sie aber nicht nachgab, „ist er ausgeraste­t“, so die Frau weiter. Sie habe „ein ganz komisches Gefühl gehabt, dass gleich etwas passiert“, habe sich vor ihm sogar noch verstecken wollen, aber „er hat mich am Hals ganz fest gepackt und in mein Gesicht gebissen“. Dass die Wunde etwa drei mal fünf Zentimeter groß war, habe sie erst später gemerkt.

Sie bestritt aber, dass sie danach noch vier Monate mit ihm zusammen gewesen sei, wie der Angeklagte behauptet hatte. Auch nach dem Biss und nach einer Not-Operation mit Hautverpfl­anzung habe sie zwar Kontakt zu ihm gehalten: „Aber nur, weil er mich erpresst hat und ein Nacktfoto von mir per Mail an meine Arbeitsste­lle schicken wollte“.

Ob der Angeklagte jemals Drogen genommen hat, könne sie nicht sagen. „Wenn, dann hinter meinem Rücken!“Sicher ist aber: Weitere sechs Gesichts-Operatione­n stehen ihr noch bevor, „weil ich hässlicher dadurch geworden bin und ständig das Gefühl habe, die Leute starren mich an“, sagte sie gestern unter Tränen. Auf Antrag der Verteidige­r soll ein Gutachter jetzt erstmal untersuche­n, ob der Angeklagte in der Tatnacht nicht oder nur eingeschrä­nkt schuldfähi­g gewesen sein könnte. Am 9. April geht der Prozess dann weiter.

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