Ibrahimovic: „Wenn ich will, bin ich dabei“
CRAIOVA (RP/dpa) Zlatan Ibrahimovic nervt seine Mannschaftskameraden und Betreuer in der Nationalelf. Zumindest bekommt man diesen Eindruck immer mehr, etwa bei Schwedens Nationaltrainer Janne Andersson. Die WM in Russland wird für die durchschnittlich besetzten Skandinavier schon schwer genug. Titelverteidiger Deutschland, Mexiko und Südkorea sind die Hürden in Gruppe F. Und dann plagt die Schweden auch noch die Dauerdebatte um den eigentlich zurückgetretenen Ibrahimovic.
„Ich habe keinen Kontakt mit Spielern, die Nein zur National- mannschaft gesagt haben“, stellte Andersson beim Fernsehsender SVT klar. Er sei schließlich Nationaltrainer und entscheide also auch, welcher Spieler auf dem Platz stehe. Die Zeitung „Expressen“zitierte Andersson mit den Worten: „Für mich gibt es keinen Zweifel daran, dass ich der Nationaltrainer bin und dass ich derjenige bin, der die Mannschaft aufstellt.“
Diese Aussagen klingen extrem genervt. Dem Nationaltrainer geht die Debatte um den besten Fußballer in Schwedens Geschichte scheinbar mächtig auf den Geist. Zumal Andersson ein Kollektiv um Emil Forsberg von Bundesligist RB Leipzig geformt hat, das auch ohne Ibrahimovic die Qualifikation für die Endrunde geschafft hat.
Generalsekretär Håkan Sjöstrand sei derjenige, der Kontakt zu dem noch immer schillernden 36 Jahre alten Stürmer habe, erläuterte Andersson. „Aber das ist im Namen des Verbandes, nicht der Nationalmannschaft“, sagte Schwedens Coach, dessen Mannschaft zuletzt gegen Arturo Vidals Team aus Chile mit 1:2 verloren hatte. Es gehe aber nicht um die Aufstellung, sondern darum, wie es Andersson dabei gehe.
Und wie geht es Zlatan Ibrahimovic? Der Altstürmer wird auf Vereinsebene nach seinem Abschied bei Manchester United neuerdings in der Major League Soccer für Los Angeles Galaxy auflaufen. Nach einem Knieschaden 2017 hatte er keine größere Rolle mehr im Old Trafford gespielt. Das Kapitel Nationalmannschaft hatte der Exzentriker bei der EM 2016 in Frankreich eigentlich beendet. Nach 15 Jahren, vier Monaten und 23 Tagen, wie „Aftonbladet“gewissenhaft nachrechnete. Oder: nach vier EM-Teilnahmen und 62 Toren in 116 Länderspielen.
So ganz hat Ibrahimovic die Lust an Schweden trotz des enttäuschenden Auscheidens in der EM-Vorrunde aber doch nicht verloren. „Ibrakadabra“, wie er genannt wird, kokettiert gerne. „Der Fokus jetzt ist Galaxy“, beschied der Rekordschütze Schwedens kürzlich. „Wenn ich mich hier wohlfühle, mache ich den nächsten Schritt. Sie rufen mich jeden Tag an. Fragen mich, wie ich mich fühle, was ich will. Wenn ich mich gut fühle und denke, dass ich so spielen kann, wie ich will, wird die Tür immer offen sein. Das hat nichts mit der anderen Seite zu tun. Wenn ich will, bin ich dabei.“
Ein Ibrahimovic geht eben davon aus, dass er allein entscheidet, was passiert. Über so eine Ausnahmeerscheinung verfügen nicht viele andere Länder. Auch die Gruppengegner haben derzeit noch ihre Baustellen auf dem Rasen. Südkorea – trotz des früheren Hamburgers und Leverkuseners Heung-Min Son – sowie Mexiko gehören jedenfalls nicht dazu. Die Asiaten müssen vor allem ihre Defensive stabilisieren. Das haben die jüngsten Duelle offenbart. Die Mexikaner um den Frankfurter Marco Fabián sind heute in den USA gegen Kroatien gefordert und müssen Leistung nachweisen.