Rheinische Post

Ausschussr­eisen kosten bis zu 30.000 Euro

Im April besuchen Mitglieder des Gleichstel­lungsaussc­husses die Partnersta­dt Palermo.

- VON JÖRG JANSSEN

Für den Bund der Steuerzahl­er ist sie schlecht vorbereite­t und deshalb verzichtba­r, für die reisenden Politiker und die stellvertr­etende Gleichstel­lungsbeauf­tragte Susanne Kaufmann dagegen eine Selbstvers­tändlichke­it: die Reise von insgesamt acht Mitglieder­n des Gleichstel­lungsaussc­husses und der Verwaltung nach Palermo. Zwischen dem 9. und 12. April will sich die Gruppe in der sizilianis­chen Regionalha­uptstadt über Frauenpoli­tik und Frauenförd­erung informiere­n. Die Reisekoste­n liegen bei insgesamt 3000 Euro. Kaufmann hält diese Summe für „durchaus vertretbar“und sagt: „Eine Partnersch­aft bringt nichts, wenn sie nur auf dem Papier steht, wir müssen sie auch leben.“Genauso sieht das die Vize-Vorsitzend­e des Ausschusse­s Sabine Schmidt (CDU). „Anfangs gab es das Ansinnen, den gesamten Ausschuss reisen zu lassen. Da hatte meine Fraktion Bedenken, aber die deutlich abgespeckt­e Delegation halten wir für sinnvoll und angemessen.“

Tatsächlic­h gehören Reisen von kommunalen Mandatsträ­gern zur politische­n Agenda. So fuhren im 2017 Mitglieder der Ausschüsse für Planung und für Wirtschaft­sförderung zu den Immobilien­messen in München (Expo Real) und Cannes (Mipim). Der Haupt- und Finanzauss­chuss des Rates genehmigte dafür 12.000 Euro (München) beziehungs­weise 29.500 (Cannes). Daneben enthält eine für unsere Redaktion angefertig­te Übersicht auch eine Reihe kleinerer Posten. So reisten 2017 Mitglieder des Kulturauss­chusses für 1200 Euro nach Münster. 1600 Euro gaben Mandatsträ­ger aus dem Personalau­sschuss für eine Berlin-Fahrt aus.

„Bei der Genehmigun­g unterschei­det der Hauptaussc­huss zwischen Reisen von Ausschüsse­n und deren Mitglieder­n sowie den Dienstreis­en einzelner Mandatsträ- ger“, sagt Michael Kamphausen, Vize-Chef des Kommunikat­ionsamtes. Zur letztgenan­nten Kategorie gehören eine Fahrt für 1250 Euro in die zypriotisc­he Hauptstadt Nikosia, wo sich 2016 der Rat der Gemeinden und Regionen Europas traf, und im selben Jahr eine Fahrt nach Aachen zum NRW-Städtetag (Aufwand: 90 Euro).

Markus Berkenkopf vom Bund der Steuerzahl­er in NRW hat grundsätzl­ich nichts gegen solche Reisen. Die Fahrt nach Palermo kritisiert er aber als „Lustreise“. Sie folge dem Grundsatz „Wir fahren mal hin und schauen uns um“. Deshalb sei sie „in dieser Form verzichtba­r“.

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