Riad erkennt Israels Existenzrecht an
Der saudische Kronprinz pocht zugleich auf Frieden mit den Palästinensern.
RIAD/JERUSALEM Saudi-Arabien erwägt erstmals offiziell diplomatische Beziehungen mit Israel. Wie der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman während einer USReise erklärte, teile sein Land „viele gemeinsame Interessen mit Israel“. Voraussetzung sei allerdings ein Abkommen zwischen den Palästinensern und Israel, sagte der 32-Jährige dem US-Magazin „The Atlantic“. Beide Völker hätten das „Recht auf ihr eigenes Land“. Um Stabilität in der Region zu erreichen, sei ein Friedensabkommen notwendig. Bislang lehnte Riad diplomatische Beziehungen zu Israel ab.
Die Regierungen in Jerusalem und Riad verfolgen zentral das ge- meinsame Ziel, einen Atomstaat Iran zu verhindern. Bin Salman verglich in dem Interview den iranischen Führer Ajatollah Ali Khamenei sogar mit Adolf Hitler. Während Hitler nur Europa erobern wollte, habe es Khamenei „auf die ganze Welt“abgesehen, sagte bin Salman. Israel und Saudi-Arabien fürchten den wachsenden Einfluss Teherans in der Region. Seit drei Jahren führt Saudi-Arabien im Jemen einen blutigen Stellvertreterkrieg gegen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen.
Das Auswärtige Amt in Berlin begrüßte die Äußerungen des Kronprinzen. „Mit dem, was er sagt, ist der Kronprinz sehr nah an der Position Deutschlands und der EU: Wir brauchen eine Zwei-Staaten-Lösung und ernsthafte Verhandlungen, um diese zu erreichen“, hieß es. Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johann Wadephul, lobte die Initiative des Kronprinzen als einen mutigen Schritt. „Es ist zu wünschen, dass Israelis und Palästinenser sie aufgreifen und einen neuen Anlauf für einen Nahost-Friedensprozess unternehmen.“
„Die Initiative des Kronprinzen ist ein mutiger Schritt“Johann Wadephul Vize-Vorsitzender der Unionsfraktion
Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hat es eilig. Er will sein Land aus der Abhängigkeit vom Öl befreien und in den Kampf gegen den Rivalen Iran führen. Dazu braucht er starke Partner – vor allem die USA und Israel. Dass der künftige König als erster arabischer Spitzenpolitiker öffentlich das Existenzrecht des jüdischen Staates anerkennt, markiert eine Zeitenwende. Doch geht es nicht um Frieden, sondern um Macht und eine neue Blockbildung in der Region. Ein Schönheitsfehler im Bild der neuen Welt des Nahen Ostens betrifft das Schicksal der Palästinenser: Nach Trumps Vorstellung sollen sie keinen eigenen Staat erhalten, sondern in einer Art israelischem Protektorat leben. Der saudische Prinz scheint damit einverstanden zu sein – das werden der Iran und die Türkei auszunutzen versuchen. Am bedenklichsten ist jedoch die Grundvorstellung vom epischen Machtkampf mit dem Iran. Verständnis für die Sorgen der Iraner, die sich von Feinden umringt sehen, ist nicht zu erkennen. Bin Salman schickt sich an, den Nahen Osten aufzumischen – doch ob er Frieden bringt, steht auf einem ganz anderen Blatt. BERICHT