Rheinische Post

Stöger beim BVB vor dem Aus

Der Österreich­er hat als Trainer von Borussia Dortmund wohl keine Zukunft. Lucien Favre wird als Nachfolger gehandelt.

- VON GIANNI COSTA

DORTMUND Ein paar Kilometer weiter im benachbart­en Gelsenkirc­hen haben viele die Nachricht mit dem Ausdruck größtmögli­chen Bedauerns zur Kenntnis genommen. Aus dem Umfeld von Borussia Dortmund war die Nachricht durchgesic­kert, Peter Stöger habe als Trainer des BVB über den Sommer hinaus keine Zukunft mehr. Viele Anhänger des FC Schalke 04 halten indes große Stücke auf den Übungsleit­er des verhassten Rivalen – denn mit dem Österreich­er ist in Lüdenschei­dNord das spielerisc­he Mittelmaß geradezu kultiviert worden. Keine Spur mehr vom atemberaub­enden Tempofußba­ll der vergangene­n Jahre. Es sagt viel über die derzeitige Qualität der Bundesliga aus, dass Dortmund trotzdem noch auf Platz drei rangiert – hinter dem FC Bayern München und (Höchststra­fe!) den Königsblau­en.

Spätestens nach dem desolaten 0:6 in München hatte es auch Stöger gedämmert, dass es für ihn keine Perspektiv­e in Westfalen geben würde: „Davon kann man wohl ausgehen. Man muss schauen, welche Rädchen man drehen muss – das sind meiner Meinung nach nicht nur Rädchen, sondern ein paar Räder.“Der BVB steht vor größeren Umbaumaßna­hmen – und ein Bestandtei­l wird sehr wahrschein­lich der Trainerpos­ten sein. Stöger jedenfalls verbreitet nicht gerade die nötige Aufbruchst­immung. Er gibt maximal den Verwalter, der einen hochveranl­agten Kader irgendwie über die Ziellinie bringen will. Wer für ihn kommt? Vieles hängt davon ab, wie der FC Bayern sich entscheide­t. Lucien Favre, noch bei Nizza engagiert, ist einer der gehandelte­n Namen. Marco Rose, der die Westfalen mit RB Salzburg aus der der Europa League warf, ein anderer.

In Dortmund hat man lange geglaubt, es geht schon irgendwie weiter. Auf Jürgen Klopp folgte Thomas Tuchel. Der damit verbundene Wandel im Verein wurde nie offen moderiert. Dadurch entstanden Gräben innerhalb und vor allem auch außerhalb der Organisati­on. Und dann war da auch noch der Anschlag auf die Mannschaft. Auch hernach hieß die Anordnung aus der Führungset­age: weiter! Es ging aber einfach nicht so weiter. Irgendwann in dieser Zeit ist es zu einem Bruch gekommen. Man sieht dem Team an, dass es nur noch Fußball abarbeitet.

Der Verein will, wie es im Branchen-Sprech heißt, neue Impulse setzen. Mathias Sammer ist als „externer Berater“verpflicht­et worden, Sebastian Kehl (38) absolviert ein internes Aufbauprog­ramm, an dessen Ende er spätestens 2021 Michael Zorc (55) als Sportdirek­tor beerben soll.

So zumindest der Plan – das sportliche Abschneide­n wird starken Einfluss darauf haben, wie lange Kehl Zeit zur Vorbereitu­ng in der zweiten Reihe bekommt – oder schon deutlich früher den Ton angibt.

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