Rheinische Post

„Mein Cello – und dahinter der Mont Blanc“

Der Franzose Gautier Capuçon tritt jetzt in der Tonhalle auf. Für ein Musik-Video ist er auf einen Gletscher in den Alpen geklettert – mit Instrument.

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Für Cover und Videos zu seinem neuen Album „Intuition“hat Gautier Capuçon hoch auf einem Gipfel Camille Saint-Saëns’ berühmtes Cello-Solostück „Der Schwan“(aus dem „Karneval der Tiere“) in die schneebede­ckte Bergwelt geschickt. Der 36-jährige Franzose spielt am Montag, 9. April, im Heinersdor­ffKonzert um 20 Uhr in der Düsseldorf­er Tonhalle mit dem Orchestre de Chambre de Paris unter Adrien Perruchon. Warum ist das Cello das schönste aller Streichins­trumente? CAPUÇON Da gibt es viele Gründe! Angefangen von seinem Umriss, dann natürlich die Nähe: Das Cello ist wie die Fortführun­g unseres Körpers, Instrument und Spieler werden hier wirklich eins. Das Cello vermag wunderbar zu singen, es ist einfach das sinnlichst­e aller Instrument­e. Nachdem Sie als Kind einmal für ein halbes Jahr die Geige ausprobier­t haben, hat das Cello Sie entdeckt – wie Sie es selbst formuliert haben. Auf welche Weise? CAPUÇON Ob das Cello sich nun wirklich mich ausgesucht hat, lasse ich mal offen. Als ich es bekommen hatte, wusste ich: Das ist es! Zufall oder Fügung? Auf jeden Fall war das Cello von der ersten Minute an meine große Liebe. Dabei gibt es weit weniger Cello- als Klavier- oder Geigenlite­ratur. CAPUÇON Natürlich ist unser Repertoire sehr viel begrenzter als das für Klavier und selbst als das für die Violine. Doch auch in unserem Bestand finden sich sehr viele Werke, die es nur selten ins Konzertpro­gramm schaffen. Wie viele andere Künstler arbeite ich mit zeitgenöss­ischen Komponiste­n zusammen, um so das Repertoire weiter auszubauen. Wussten Sie, dass Sie mit Ihren CDEinspiel­ungen in der Vergangenh­eit immer wieder die Spitze der KlassikCha­rts erobert haben? CAPUÇON Vom deutschen Markt weiß ich nichts Genaues – insofern bin ich sehr glücklich, das von Ihnen zu erfahren. Weshalb ziert eigentlich das AlbumCover ein schneebede­ckter Hintergrun­d ? CAPUÇON Ich hatte schon seit vielen Jahren davon geträumt, Bilder auf dem Gipfel des Mont Blanc aufzunehme­n. Mit zwei Freunden entstand die Idee, einen Videoclip samt Cello im Schnee zu drehen. Und so sind wir dann auf den Gipfel eines Gletschers gestiegen, den Petit Combin auf 3663 Metern Höhe – und immerhin ist im Hintergrun­d der Mont Blanc zu sehen! Sehr stark scheint die Beziehung zu Ihrem älteren Geiger-Bruder Renaud. Zeichnet Ihr Zusammensp­iel eine Form blinden brüderlich­en Vertrauens und Verständni­sses aus? CAPUÇON Genau das ist es. Auch hier kommt wieder die Intuition ins Spiel: Man kann dem anderen blind vertrauen, ja sogar über Grenzen hinausgehe­n, weil wir wissen, wie der andere reagieren wird.

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Gautier Capuçon

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