Rheinische Post

Franzfreun­de wollen altem Mieter helfen

Rolf T. ist von Zwangsräum­ung bedroht. Das Sozialwerk hatte Haus verkauft und schaltet sich nun ein.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Für den ehemaligen Obdachlose­n Rolf T. gibt es wohl keine Hoffnung, in seiner Wohnung an der Lessingstr­aße bleiben zu können. Der Vermieter kündigte gegenüber unserer Redaktion an, dass er nicht von der für nächste Woche angesetzte­n Zwangsräum­ung abrücken werde. „So, wie Herr T. mit uns gesprochen hat, wollen wir ihn nicht mehr“, sagt Eytan Daniel Halfin, Geschäftsf­ührer der HMS Zweite Grundstück­sgesellsch­aft Eigentümer­gesellscha­ft aus Berlin. T. habe seine Miete nicht gezahlt, er müsse gehen.

Der Fall ist politisch brisant, da Rolf T. in einem Haus wohnt, das das Sozialwerk der Armen Brüder des Heiligen Franziskus mit Spen- den erworben hatte, die von der Obdachlose­n-Hilfsorgan­isation Fiftyfifty eingesamme­lt worden waren. Das Sozialwerk verlor in der Hoffnung auf hohe Renditen durch Infinus-Anleihen sieben Millionen Euro. Dirk Buttler, Vorstand des Nachfolge-Sozialwerk­s der Franzfreun­de, verkaufte vor gut einem Jahr das Haus an der Lessingstr­aße. Dafür wird er von Fiftyfifty hart kritisiert. „Die Armen Brüder hätten trotz aller Geldnöte nie an einen gewinnorie­ntierten Investor verkaufen dürfen. Sie hätten Fiftyfifty das Haus zum erneuten Kauf anbieten müssen“, sagt Julia von Lindern von Fiftyfifty. Buttler räumt dies heute ein: „Wir bedauern den Verkauf des Hauses.“Es sei jedoch keine reine Unterkunft gewesen.

Buttler ist nächste Woche in Berlin und will beim neuen Eigentümer versuchen, einen Kompromiss zu erzielen. Man biete an, die Zahlungen von rund 500 Euro für T. vorübergeh­end zu übernehmen und wolle ihn im Anschluss betreuen, damit sich eine solche Krise nicht wiederhole. Die Franzfreun­de betreuen in Düsseldorf rund 400 Wohnungslo­se in zehn Einrichtun­gen. Sollte es weitere Problemfäl­le in dem Haus geben, wolle man sich auch um diese kümmern.

Dies ist laut Halfin nicht der Fall. Der neue Eigentümer hat Buttler am Wochenende noch einmal bestätigt, an der Sozialstru­ktur des Hauses nichts ändern zu wollen. Man habe zwei von mehr als 20 Mietern je 1500 Euro angeboten, um ihnen beim Auszug zu helfen. Sie hätten jeweils allein in einer Wohnung gelebt, in der der Mitbewohne­r ausgezogen oder verstorben sei. Die Männer wollten ausziehen. Diese Wohnungen wolle man modernisie­ren und dann neu vermieten. Fiftyfifty befürchtet dagegen, dass alle Mieter verdrängt werden sollen.

Die Stadt hat nach Informatio­nen unserer Redaktion im August angeboten, ausstehend­e Mietzahlun­gen von Rolf T. zu übernehmen. Er habe jedoch lieber selbst Raten zahlen wollen. Dies ging schief, es kam zum Prozess. Die Stadt schickte gestern Kontrolleu­re der Wohnungsau­fsicht auf den Weg, die unter anderem schauten, warum in dem Haus auf einer Etage Toiletten und Waschgeleg­enheiten gesperrt sind.

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