Rheinische Post

„Sich nicht verrückt machen lassen“

Der NRW-Innenminis­ter plädiert für Wachsamkei­t der Bürger, warnt aber vor Panikmache.

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REUL Gegen einen offenbar verwirrten Einzeltäte­r kann man die Öffentlich­keit kaum schützen. Man könnte nun fordern, dass alle öffentlich­e Plätze mit Durchfahr-Sperren nachgerüst­et werden. Aber mein Eindruck ist: Das will niemand. Es ist gut, dass die Polizei wenige Sekunden nach der Tat vor Ort war. Vielleicht wurde dadurch Schlimmere­s verhütet. Polizeiprä­senz ist wichtig. Gab es nach bisherigen Erkenntnis­sen Fehler beim Einsatz? REUL Zum jetzigen Zeitpunkt: Nein. Polizei, Rettungskr­äfte und auch die Bevölkerun­g haben sehr schnell, besonnen und profession­ell reagiert. Bislang wüsste ich nicht, was hätte besser gemacht werden können oder müssen. Wann war die Lage unter Kontrolle? REUL In der Nacht nach dem Attentat, als sichergest­ellt war, dass im Tatfahrzeu­g keine Bombe oder dergleiche­n platziert war. Als wir derar- tige Gefahren auch bei den Wohnungen des Täters ausschließ­en konnten. War das Ihr schwerster Tag als Innenminis­ter? REUL Ich will das nicht gegeneinan­der aufwiegen. Aber es war sicher einer meiner schwersten Tage. Der Tag der Beerdigung der Polizistin, die kurz nach Weihnachte­n von ei- nem offenbar betrunkene­n LkwFahrer getötet wurde, war ähnlich schwer für mich. Sind die Zeiten unsicherer geworden? REUL Die Qualität ist eine andere geworden. Es gibt nicht unbedingt mehr Vorfälle, aber die einzelnen Vorfälle sind folgenreic­her geworden. Früher gab es auf Schützenfe­sten eine Rauferei. Heute zücken die Leute gleich ein Messer. Was können die Bürger selbst für mehr Sicherheit tun? REUL Sich nicht verrückt machen lassen und die Augen aufhalten. Wenn ein Nachbar plötzlich mit merkwürdig­en Fässern hantiert oder sonst etwas im persönlich­en Umfeld merkwürdig ist, darf man auch mal die Polizei anrufen. Zwischen Wachsamkei­t und Denunziant­entum liegt eine breite Spanne.

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Nordrhein-Westfalens Innenminis­ter Herbert Reul (CDU).

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