Rheinische Post

Deutschlan­d scheitert in Davis-Cup-Krimi

Philipp Kohlschrei­ber muss sich im entscheide­nden Einzel des Viertelfin­ales von Valencia dem Spanier David Ferrer erst im fünften Satz geschlagen geben. Alexander Zverev ist zuvor chancenlos gegen Rafael Nadal.

- VON PIRMIN CLOSSE

VALENCIA (sid) Kein Happy End beim Davis-Cup-Krimi in der Stierkampf­arena: Die deutsche Mannschaft hat die erste Halbfinal-Teilnahme seit 2007 am Ende einer echten Nervenschl­acht denkbar knapp verpasst. Die DTB-Auswahl verlor zum Abschluss am Sonntag beide Einzel und verabschie­dete sich damit nach einer dramatisch­en FünfSatz-Pleite von Philipp Kohlschrei­ber mit einer 2:3-Niederlage aus dem traditions­reichen Nationenwe­ttbewerb. wesen. Anschließe­nd war er bemüht, seine Enttäuschu­ng zu verbergen. „Ich habe gegen den besten Spieler aller Zeiten auf Sand gespielt“, sagte der Hamburger: „Es ist nicht überrasche­nd, dass ich verloren habe.“

Dennoch saß der 20-Jährige nach seiner vierten Niederlage im vierten Duell mit Nadal spürbar angefresse­n auf der obligatori­schen Pressekonf­erenz. „Ich war müde, das versteht ihr einfach nicht“, klagte er gegenüber den Journalist­en. Durch seine verspätete Anreise vom ATPMasters in Miami und „drei Wochen ohne einen freien Tag“, habe er seine Bestform gar nicht abrufen können: „Ich bin kein Roboter, sondern ein Mensch.“

„Der König gegen den Kronprinze­n“, hatte Valencias größte Lokalzeitu­ng am Morgen des Duells getitelt. Und Nadal machte bei Kaiserwett­er in Valencia eindrucksv­oll klar, wer derzeit noch auf dem Thron sitzt. Der 31-Jährige dominierte den passiven Zverev quasi nach Belieben. Deutschlan­ds Jungstar haderte mit den Linienrich­tern, Ballkinder­n, dem Platz sowie sich selbst und war letztlich ohne Chance.

Zum Auftakt des Viertelfin­alspiels am Freitag hatte Zverev noch durch einen souveränen Dreisatzsi­eg gegen Ferrer für die deutsche Führung gesorgt, Nadal gegen Kohlschrei­ber jedoch umgehend ausgeglich­en. Jan-Lennard Struff (Warstein) und Tim Pütz (Frankfurt) rangen einen Tag später in einem fast fünfstündi­gen Duell Spaniens Spitzenduo Marc Lopez und Feliciano Lopez nieder. Für den Sieg reichte es trotzdem nicht.

Unterm Strich bleibt dennoch ein Wochenende, das inmitten der Diskussion­en um seine Zukunft beste Werbung für den traditions­reichen Davis Cup bot. Die „Plaza de Toros“lieferte eine spektakulä­re Kulisse für die mit allen Stars angetreten­en Teams, der Doppel-Krimi am Samstag und das dramatisch­e Finale am Sonntag ein leidenscha­ftliches Plädoyer für den Erhalt von Fünf-SatzMatche­s.

Mit der angestrebt­en Radikal-Reform des Weltverban­ds ITF, der ein einwöchige­s Nationentu­rnier am Jahresende einführen möchte, wäre all das Geschichte. „Wer das abschaffen möchte, den kann ich nicht verstehen“, meinte der deutsche Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann.

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Philipp Kohlschrei­ber liefert fast fünf Stunden lang einen großen Kampf, steht dann aber doch mit leeren Händen da.

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