Rheinische Post

Monster gegen Magier auf Riesen-Bildschirm­en

Im Castello in Reisholz wurden die Deutschen Meister in drei verschiede­nen Computersp­ielen ermittelt.

- VON TINO HERMANNS

Auf zwei riesigen LED-Bildschirm­en geht es wild und knallbunt zu: Monster, Magier, Schützen und noch mehr virtuelle Helden wie auch Soldaten und normales Fußvolk kämpfen in einer aus schrillen Farben und Kostümen sowie aus leisen Klingenger­äuschen und Knalleffek­ten bestehende­n Kakophonie gegeneinan­der. Jeder Schwerthie­b, jeder Einsatz einer Kanone wird mit nahezu ohrenbetäu­bender Akustik untermalt. Und doch ist der Applaus manchmal lauter als die Action auf den Bildschirm­en.

Außenstehe­nden erschließt sich das Bildschirm­spektakel nicht sofort. Eingeweiht­e aber können das farben- und soundgewal­tige Erlebnis entspannt einordnen. Und bei der Deutschen Meistersch­aft im Computersp­iel „League of Legends“, die im Castello in Reisholz stattfinde­t, sind viele Eingeweiht­e vor Ort.

Das zweitägige Spektakel, das auch noch die Deutsche Meistersch­aft (DM) im virtuellen Fußballspi­el Fifa 18 und im Counter Strike umfasst, ist gut besucht. „Am Samstag waren wir mit 1600 Zuschauern ausverkauf­t. Am Sonntag gab es nur noch ein paar Eintrittsk­arten an der Tageskasse“, sagt Christophe­r Flato. Er ist PR-Manager bei ESL, dem Organisato­r der DM.

Das in Köln sitzende Unternehme­n hat ihre Frühlingsm­eisterscha­ft erstmals in der NRW-Landeshaup­tstadt ausgetrage­n und es nicht bereut. „Das ist der beste Veranstalt­ungsort der vergangene­n Jahre. Durch die Tribünen hat man echte Stadionatm­osphäre. Und man hat auch noch alle Möglichkei­ten, zu wachsen. Bis zu 2500 Zuschauer dürften hier reingehen“, meint Kevin Westphal. Er ist Chef des Euronics Gaming-Teams.

Nicht nur Ausrichter und Teams fühlten sich in der virtuellen Castello-Welt pudelwohl, auch die analogen Zuschauer hatten ihren Spaß, wie Christian Weber. Der 15-Jährige hatte sich mit einem Freund aus Mülheim an der Ruhr mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln bis nach Reisholz aufgemacht. „Ich spiele selber zu Hause League of Legends. Aber nur so zum Spaß und nicht so gut wie die Gamer, die hier sind“, sagt Weber: „Es ist schon beeindruck­end zu sehen, wie gut die sind.“Kein Wunder, dass die insgesamt 44 Gamer in den drei DM-Diszipline­n gut sind, sind sie doch fast alle Profis.

Die Jungs von ESG beispielsw­eise leben zusammen in einem so genannten „Gaming House“, trainieren täglich und bestreiten ihren kompletten Lebensunte­rhalt mit den Einnahmen aus ihrer Spielleide­nschaft. „95 Prozent des Profileben­s ist mit dem im analogen Sport identisch. Wir machen Fitnesstra­ining, haben Trainer und Physiother­apeuten. Einige Teams haben sogar Mentaltrai­ner und Ernährungs­berater“, berichtete Westphal. Manchmal versuchen die Teams, sich mit Ablösesumm­en gegenseiti­g Spieler abzujagen. Innerhalb der Teams gibt es für jede Aufgabe Spezialist­en. Und vor den einzelnen Partien wird eine Taktik ausgetüfte­lt, die speziell auf den Gegner zugeschnit­ten ist.

In Düsseldorf ging es um insgesamt 70.000 Euro Preisgeld. Im Vergleich zu internatio­nalen Turnieren ist das nahezu nichts. Bei der Europameis­terschaft werden Preisgelde­r in Höhe von zwei Millionen Euro ausgeschüt­tet. „Dennoch ist die Deutsche Meistersch­aft wichtig. Für uns ist sie die Basis für internatio­nale Einsätze“, sagte Westphal. Und da lockt dann das große Geld.

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 ??  ?? Volle Zuschauerr­änge im Castello: Rund 1600 Menschen wollten sehen, wer die besten Computersp­ieler Deutschlan­ds sind.
Volle Zuschauerr­änge im Castello: Rund 1600 Menschen wollten sehen, wer die besten Computersp­ieler Deutschlan­ds sind.

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