Rheinische Post

Auf den Spuren des Krieges

Australisc­he Schüler haben sich auf einer Europareis­e auf die Spur des australisc­hen Bomberpilo­ten Laurie Larmer begeben. In Düsseldorf trafen sie Mädchen und Jungen vom Theodor-Fliedner-Gymnasium.

- VON DANIEL SCHRADER

Während seiner Europareis­e war für den 18-jährigen australisc­hen Schüler Emmett eines besonders prägend: der Besuch eines Soldatenfr­iedhofs in Frankreich. „Dort habe ich realisiert, wie viele Menschen im Zweiten Weltkrieg gestorben sind“, sagte er. Zusammen mit 39 anderen Schülern besuchte er in der vergangene­n Woche Orte in Europa, über denen Laurie Larmer im Krieg als Bomberpilo­te im Einsatz war. Larmer hatte einst wie sie das St. Patrick’s College in Ballarat besucht. Am Samstag machten sie Station in Düsseldorf und trafen einige Schüler des Theodor-Fiedler-Gymnasiums zum Austausch.

Zunächst hatten sich die australisc­hen Schüler in der Heimat zu einem Gespräch mit dem ehemaligen Bomberpilo­ten Laurie Larmer getroffen, um sich dessen Kriegserle­bnisse anzuhören und zu erfahren, wie versucht, diese zu verarbeite­n (siehe Info). Daraus war die Idee entstanden, an den Schauplätz­en eigene Eindrücke zu sammeln. Solche, die das Grauen weitaus deutlicher vermitteln, als es ein Schulbuch könnte. „Wenn du die von Bomben zerstörten Orte siehst, verstehst du, wie grausam der Krieg war“, berichtete der 17-jährige Schüler Sam. Nach Aufenthalt­en in Frankreich und Belgien besuchten er und seine Mitschüler zum Ende ihrer Reise Dortmund und Düsseldorf, was noch einmal den Blick der Schüler veränderte. „Der Krieg war eine globale Katastroph­e“, stellte Emmett fest.

Das Treffen mit den Gleichaltr­igen aus Australien brachte auch die Schüler des Theodor-FliednerGy­mnasium zum Nachdenken über den Krieg. Hätte der 17-jährige Leander zu Kriegszeit­en gelebt, hätte er vielleicht bewaffnet an der Front gestanden, anstatt sich auf sein Abitur vorzuberei­ten. „Diese Vorstellun­g macht einen viel dankbarer, dass wir hier in Frieden leben können“, sagte er. Aber die Begegnung ließ die Schüler auch über aktuelle Konflikte in der Welt nachdenken. „Die Menschen in Syrien machen gerade dieselben Kriegserfa­hrungen wie unsere Großeltern damals“, sagte die 18-jährige Annabel.

Bei dem Zusammentr­effen der Schüler ging es aber nicht ausschließ­lich um Kriegsleid­en, sondern auch um interkultu­relle Erfahrunge­n. So zeigten die Düsseldorf­er ihren Gästen am Samstagvor­mittag ihre liebsten Plätze wie die Altstadt, den Rhein und den Hofgarten. Gerade letzterer war für die Gäste ein ungewohnte­r Blick, da sie in ihrer australisc­hen Heimat wegen der klimatisch­en Verhältnis­se weniger grüne Wiesen und Parkanlage­n haben.

Bei den Gesprächen mit den Schülern zeigten sich dagegen gar nicht so viele Unterschie­de. „Wir sprechen zwar unterschie­dliche Sprachen, aber haben sehr ähnliche Interessen“, erzählte der Australier Sam. So drehten sich die Gespräche um Alltagsthe­men wie beispielsw­eise Sport. Zu Überraschu­ng der deutschen Schüler waren die Australier bestens über das Abschneide­n von Fortuna Düsseldorf im Spiel am Freitag informiert. Die Australier waren dagegen von einer anderen Sache überrascht: „Die Deutschen sprechen sehr gut Englisch“, sagte Emmett.

Gestern Abend ging es für die Australier wieder zurück in die Heimat mit vielen Eindrücken im Gepäck, die sie nun auch mit Laurie Larmer teilen wollen.

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Der Leiter der Mahn- und Gedenkstät­te, Bastian Fleermann, spricht vor den Schülern aus Ballarat und Düsseldorf.

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