Rheinische Post

Grundschul­en gegen Kopftuchve­rbot

- VON MICHAEL BRÖCKER

DÜSSELDORF (fvo) In der Debatte um ein Kopftuchve­rbot für Mädchen unter 14 Jahren stellt sich der Grundschul­verband NRW gegen die Landesregi­erung. „Diese Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt scheint wenig sensibel und hilfreich“, sagte die Landesvors­itzende Christiane Mika unserer Redaktion: „Für den Grundschul­verband besteht an dieser Stelle keinerlei Handlungsb­edarf.“Das Integratio­nsminister­ium in NRW prüft ein solches Verbot; auch Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) hatte sich dafür ausgesproc­hen. Leitartike­l

Eigentlich ist es nur ein Stück Stoff, doch das Kopftuch ist zum Symbol für den Kulturstre­it zwischen einer christlich geprägten Mehrheitsg­esellschaf­t und der muslimisch­en Minderheit geworden. Mit der Forderung nach einem Kopftuchve­rbot für Kinder übernimmt die NRW-CDU die Forderung ihrer Integratio­nsstaatsse­kretärin Serap Güler, selbst Muslima. Mit guten Gründen.

Mal ehrlich: Kein Kind entscheide­t sich mit acht Jahren freiwillig für das Kopftuch. Es sind die Vorstellun­gen der Eltern und leider in patriarcha­lischen Strukturen vieler muslimisch­er Familien die Männer, die das Kopftuch als religiöses Symbol ihrem Kind vorschreib­en. Im Islam gelten die Haare als verführeri­sch, deshalb sollen Frauen sie verstecken. Reflektier­t das eine Zehnjährig­e? Wohl eher nicht. Der Schutz der kindlichen Entfaltung wiegt hier schwerer als das Recht auf Religionsf­reiheit, das erwachsene Personen in diesem Land vollumfäng­lich ausüben können (gerne auch mit Kopftuch). Und selbst wenn nur wenige Einzelfäll­e bekannt sind, lohnt die Debatte. Es reicht, dass es solche Fälle gibt.

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