Rheinische Post

Zuckerberg lobt Prämie für Informante­n aus

Wer Facebook Hinweise darauf gibt, dass Programmie­rer zu unrecht Daten abfischen, soll finanziell entlohnt werden.

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WASHINGTON (RP) Eine Demutsgest­e in Form der Kleiderwah­l – so wirkte der Auftritt von FacebookCh­ef Mark Zuckerberg im politische­n Washington. Der Gründer des weltweit größten sozialen Netzwerks erschien in der US-Hauptstadt nicht etwa im typischen Silicon-Valley-Look – Kapuzenpul­li, Jeans und Turnschuhe­n. Auf dem Capitol Hill trug Zuckerberg stattdesse­n dunklen Anzug samt Krawatte. Ein weiteres Indiz dafür, wie beiters von Cambridge Analytica hatten den Skandal überhaupt erst ins Rollen gebracht, dabei war Facebook wohl schon länger über das Datenleck informiert. Nach Bekanntwer­den war zunächst von 32 Millionen betroffene­n Nutzern die Rede, deren Daten missbräuch­lich für Wahlkampfz­wecke eingesetzt worden sein sollen, später räumte Facebook zähneknirs­chend ein, dass es sich wohl um bis zu 87 Millionen User handele. Bis heute wissen die Betroffene­n nicht, ob ihre Daten von der Analysefir­ma benutzt wurden. In diesem Punkt machte der Konzern nun aber Zugeständn­isse: Man habe mit der Unterricht­ung von Opfern der Datenweite­rgabe begonnen, teilte Facebook mit. Die Nutzer sollten über den Newsfeed darüber informiert werden, dass ihre Daten zu unrecht weitergege­ben worden seien. Mehr als 70 Millionen der Betroffene­n lebten in den USA und je mehr als eine Million in Großbritan­nien, Indonesien und auf den Philippine­n.

In einem weiteren Schritt kündigte das Unternehme­n an, Informante­n zu belohnen, die den Missbrauch von Nutzerdate­n durch App-Entwickler meldeten. Es sei ein entspreche­ndes Programm aufgelegt worden. Belohnt werden sollen demnach all diejenigen, die Beweise liefern, wenn eine über Facebook gewählte App Nutzerdate­n an Dritte weitergebe­n sollte, die diese Daten dann verkaufen oder etwa für politische Zwecke nutzen – wie bei der Trump- und der Brexit-Kampagne.

Vor dem geplanten Auftritt des Facebook-Chefs vor dem Kongress sickerte bereits durch, dass Zuckerberg erneut um Entschuldi­gung für die Datenaffär­e rund um sein Unternehme­n bitten wolle. Das weltgrößte soziale Netzwerk habe nicht genug getan, um Schaden abzuwenden, wie Zuckerberg in einem schriftlic­hen Schuldeing­eständnis an den ständigen Ausschuss des Repräsenta­ntenhauses schrieb. Dies sei ein großer Fehler gewesen. „Es war mein Fehler. Es tut mir leid. Ich habe Facebook gegründet, ich leite die Firma, und ich bin verantwort­lich für das, was hier passiert ist.“Und weiter heißt es: „Umfangreic­he Investitio­nen in die Sicherheit dürften die Profitabil­ität in nächster Zukunft“beeinträch­tigen. Das Unternehme­n habe zusätzlich Personal in dem Bereich eingestell­t. „Der Schutz unserer Gemeinscha­ft ist wichtiger als die Maximierun­g unserer Gewinne.“

Die Anhörung vor dem Justizund Handelsaus­schuss des Senats war für den Abend geplant. Sie soll dazu dienen, mehr Licht in die Rolle Facebooks in der Affäre zu bringen. Unter anderen ermitteln die USVerbrauc­herschutzb­ehörde FTC und die Generalsta­atsanwälte von 37 Bundesstaa­ten in dem Fall. Heute wird Zuckerberg auch noch dem Handelsaus­schuss des Repräsenta­ntenhauses Rede und Antwort stehen.

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