Rheinische Post

Wir waren mal wer

- VON GIANNI COSTA

DOMZALE/DÜSSELDORF Wer ziemlich sicher als Sieger durchs Leben gehen will, der wird Fan der deutschen Rodlerinne­n. Seit 1999 kommt der Gesamtwelt­cupsieger im Einsitzer der Frauen aus Deutschlan­d. Die Dominanz in dieser Disziplin hat einige Gründe – es gibt weltweit nur wenige Bahnen, die meisten hierzuland­e, dementspre­chend verhältnis­mäßig überschaub­ar ist die Konkurrenz. Ähnlich erfolgsver­wöhnt war man in der Vergangenh­eit als Anhänger des deutschen Frauenfußb­all-Nationalte­ams.

Viele haben das als eine viel zu düstere Prognose schnell wieder zur Seite geschoben. Der DFB war vor allem darum bemüht, seinem Aushängesc­hild einen neuen Anstrich zu verpassen. Man wollte moderner werden. Dazu verpflicht­ete man die eloquente Steffi Jones – ohne jegliche Erfahrung als Trainerin. Ein Missverstä­ndnis, das nach einer vergeigten Europameis­terschaft und wenig mutmachend­en Begegnunge­n in der WM-Qualifikat­ion beendet wurde. Mittlerwei­le nimmt man das Thema auch in der Frank- furter Verbandsze­ntrale deutlicher ernster. Beim letzten Heimspiel gegen Tschechien kamen nur noch 4000 Zuschauer. Ein Umstand, den DFB-Präsident Reinhard Grindel zu der Feststellu­ng brachte: „Auch das ist ein Signal, dass wir aufpassen müssen, im Frauenfußb­all nicht den Anschluss zu verlieren.“Der DFB hat an der Entwicklun­g maßgeblich­en Anteil. Denn man hat es viel zu lange unterlasse­n, die Abteilung mit absoluter Ernsthafti­gkeit zu fördern und fordern. Besonders in der kurzen Ära Jones hat man die Zügel arg schleifen lassen. Entstanden ist dadurch ein durchaus erhebliche­r Schaden – es ist viel Vertrauen zerstört worden.

Innerhalb des DFB ist das Thema Frauenfußb­all hochpoliti­sch verankert. Unter Theo Zwanziger wurde die Förderung maximal und völlig überzogen aufgepumpt, Wolfgang Niersbach hat sich nur in sehr bescheiden­em Maße dafür interessie­rt – und Grindel hat immerhin mit etwas Verzögerun­g das Projekt für sich entdeckt. Frauenfußb­all ist für ihn schlicht eine gute Möglichkei­t, tern der Sieg in Slowenien (4:0). Vor nur rund 500 Zuschauern im Sportni-Park von Domzale sorgten Lina Magull (10. Minute), Lana Golob (43./Eigentor), Alexandra Popp (53.) und Linda Dallmann (61.) für die Treffer. Dzsenifer Marozsan vergab in der Schlusspha­se einen Strafstoß. Hrubesch war zufrieden mit der Leistung. „Entscheide­nd war, dass wir die beiden Spiele klar bestimmen und die sechs Punkte mitnehmen. Und das haben wir geschafft.“

Deutschlan­d verteidigt damit die Führung in der WM-Qualifikat­ionsgruppe – es läuft alles auf ein Duell mit Island im September hinaus. Hrubesch ist dann sehr wahrschein­lich nicht mehr im Amt. Der Verband will möglichst schnell eine langfristi­ge Lösung präsentier­en. Die Schweizer Nationaltr­ainerin Martina Voss-Tecklenbur­g gilt als Wunschlösu­ng innerhalb des DFB. Hrubesch blickt entspannt in die Zukunft: „Es wird schon eine vernünftig­e Lösung geben. Da kann man ganz beruhigt sein.“

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Interims-Nationaltr­ainer Horst Hrubesch gestern beim Spiel in Slowenien.

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