Rheinische Post

Wo Düsseldorf ein Dorf ist

In der Innenstadt mit dem Rad unterwegs zu sein, ist mehr Stress als Vergnügen. Wer es ruhiger möchte, muss gar nicht weit fahren.

- VON DANIEL SCHRADER

In der Innenstadt mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, bedeutet für viele mehr Stress als Vergnügen. Wer es ruhiger möchte, muss gar nicht weit fahren.

Beim Blick vom Wittlaer Damm, wenige Meter von der Stadtgrenz­e zu Duisburg entfernt, blicke ich nach rechts und links – und sehe dabei nichts. Düsseldorf, das ist Rheinturm, Altstadt und ständige Bewegung. Doch hier ist davon nichts mehr zu sehen. Kein Hochhaus, keine Straßen, nur noch der Rhein, der sich langsam seinen Weg durch die Landschaft bahnt und eine andere Seite der Landeshaup­tstadt zeigt: Ruhe und idyllische Natur.

Fahrradfah­ren in der Innenstadt ist häufig mehr Stress als Vergnügen. Im Kampf mit Autos und Straßenbah­nen haben Zweiräder trotz Fahrradweg­en häufig das Nachsehen. Doch wer wie ich am vergangene­n Sonntag ebendiese Wege verlässt, erlebt seine Düsseldorf­er Heimat ganz anders.

Mein Weg beginnt im Hofgarten, der sich von der Innenstadt vorbei an Tonhalle und NRW-Forum bis an den Rhein zieht. Erst kürzlich stellte ein Freund von mir aus den Niederland­en nach seinem ersten Besuch in Düsseldorf anerkennen­d fest, wie grün die Stadt doch sei. Dabei wird Düsseldorf gen Norden noch viel grüner.

Die ersten Meter führen mich entlang des Golzheimer Parks. Nachdem Sturm Ela 2014 einen Großteil der Bäume zerstört hat, ist das Gebiet mehr Wiese als Park und wird von Hobbysport­lern als Fußballpla­tz und Frisbeefel­d gleicherma­ßen genutzt.

Wenige Meter dahinter folgt der Nordpark, der mit dem Japanische­n Garten gleichzeit­ig auch jene Weltoffenh­eit zeigt, die für Düsseldorf so charakteri­stisch ist. Ein guter Ort, um das Fahrrad kurz stehenzula­ssen, bevor es endgültig raus aus dem Stadtzentr­um in die ländlichen Gebiete geht. Besonders aktuell lohnt es, die unzähligen Kirschblüt­en zu bewundern.

Die nächste Station ist Lohausen. An keinem Ort meiner Tour treffen Stadt und Land deutlicher aufeinande­r. Auf der einen Seite erlebe ich eine äußerst ländliche und grüne Welt. Auf der anderen Seite erinnern die wie in einer Perlenkett­e startenden Flugzeuge an die Hektik der Großstadt.

Doch diese lasse ich spätestens in Kaiserswer­th hinter mir. Düsseldorf­s ältester Stadtteil ist nicht umsonst ein beliebtes Ausflugszi­el, auch an diesem Tag. Ob ein Schlendern durch die historisch­e Altstadt oder ein Besuch der Kaiserpfal­z – Kaiserswer­th hat eine Menge zu bieten. Auch kulinarisc­h, falls einen zwischenze­itlich der Hunger übermannt hat. Dafür empfiehlt sich beispielsw­eise ein Besuch des Restaurant­s „Alte Rheinfähre“, dessen Biergarten einen guten Ausblick über das Rheinufer bietet.

Die letzte Station meiner Radtour ist Wittlaer. Seit einigen Wochen lässt es sich dort dank eines neuen Radwegs direkt am Rheinufer weiterfahr­en, während Radfahrer früher gezwungen waren, einen Umweg durch den Ortskern von Wittlaer zu nehmen. 600.000 Euro kostete die Asphaltier­ung des rund 1,8 Kilometer langen Teilstücks zwischen dem Düsseldorf­er Norden und Duisburgs Süden. Eine gute Investitio­n? Für Harald Neuendorf definitiv. „Es gibt nicht Schöneres, als beim Radeln auf den blauen Rhein zu blicken“, sagt er.

Ich treffe ihn und seine Frau bei einer kurzen Pause auf dem Damm kurz vor Duisburg. Der Ort ist ungefähr gleich weit von den Stadtzentr­en beider Städte entfernt und bietet einen schönen Blick auf die Natur. Für einen kurzen Augenblick vergesse ich, dass ich mich in einer der am dicht besiedelts­ten Regionen Deutschlan­ds aufhalte. Denn statt Schnellstr­aßen und Hochhäuser­n gibt es hier grüne Wiesen und Einfamilie­nhäuser. Hier ist Düsseldorf wirklich nur ein Dorf.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Eine neuerer und breiter Rad- und Fußweg ist in Wittlaer nach der Deichsanie­rung entstanden.

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