Rheinische Post

Glasfaser für Gewerbegeb­iete bis spätestens 2022

NRW-Wirtschaft­sminister Pinkwart stellt seinen Gigabit-Masterplan vor – und übt scharfe Kritik an der Bundesregi­erung.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Was aus großen politische­n Verspreche­n wird, wenn sie vor Ort umgesetzt werden müssen, weiß Marianne Thomann-Stahl aus eigener Erfahrung. Zwei Jahre habe es im Kreis Höxter gedauert, um einen Antrag für die Förderung des Breitbanda­usbaus auszuarbei­ten, erzählt die Präsidenti­n des Regierungs­bezirks Detmold, zu dem der Kreis gehört.

Und damit ist der Kreis kein Einzelfall. Während die Digitalisi­erung Wirtschaft und Gesellscha­ft rasend schnell verändert, zieht sich der Ausbau der schnellen Internetne­tze wie Kaugummi – obwohl Fördergeld­er in Milliarden­höhe bereitsteh­en.

„Das Bundesbrei­tbandprogr­amm von Ex-Minister Alexander Dobrindt ist viel zu komplizier­t und überforder­t viele Kommunen“, kritisiert NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart. Es brauche ein einfachere­s Breitbandp­rogramm, fordert der FDP-Politiker von der Großen Koalition. Bis dahin soll NRW vorweg gehen: „Wir werden nicht auf den Bund warten.“

Gestern stellte der Minister daher seinen Gigabit-Masterplan vor, mit dem er für schnelles Internet in NRW sorgen will. So sollen unter anderem 35 neue Fördermana­ger dafür sorgen, dass der Ausbau in allen Regierungs­bezirken beschleuni­gt wird und das Geld zügig in die Kommunen gelangt. „Wir müssen damit nicht mehr auf Anfragen aus den Kommunen warten, sondern können von uns aus auf die Kommunen zugehen“, sagt Thomann-Stahl.

Bis Ende des Jahres soll zudem ein Gigabit-Atlas entstehen, der den Stand des Ausbaus von schnellem Internet im Land deutlich macht. Denn der Ist-Zustand ist katastroph­al: „Wir haben einen Flickentep­pich in NRW, bei dem wir momentan nicht mal wissen, wie er aussieht“, so Thomann-Stahl.

Auch Pinkwart ärgert dieser Zustand, an dem jedoch nicht allein die Politik Schuld sein soll: „Es gibt auch Netzbetrei­ber, die uns keine Daten zur Verfügung stellen.“Dies dürfte daher ein Thema sein beim Gigabit-Gipfel, den Pinkwart im Juli mit den Spitzen der Telekommun­ikationsun­ternehmen plant.

Denn das Ziel der Landesregi­erung ist ehrgeizig: Bis 2025 sollen flächendec­kende konvergent­e Gigabit-Netze entstehen. Das bedeutet, dass sowohl die Geschwindi­gkeiten für das Hochladen sowie das Herunterla­den von Dateien bei 1000 Megabit (Mbit) pro Sekunde liegen. Schulen und Gewerbegeb­iete sollen laut Pinkwart sogar bis spätestens 2022 angeschlos­sen werden.

Allerdings: Momentan erreichen Land und Bund nicht mal das von der Bundesregi­erung formuliert­e Ziel, bis Ende 2018 flächendec­kend für eine Geschwindi­gkeit von 50 Mbit zu sorgen. Die Abdeckung in NRW liegt aktuell bei 83 Prozent.

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Andreas Pinkwart (FDP) fordert einfachere Regeln.

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