Rheinische Post

Zuschauer sollen Syrer beleidigt haben

Ein Handballsp­ieler der TuS Treudeutsc­h Lank 07 aus Meerbusch soll am vergangene­n Wochenende in der Verbandsli­ga bei der HSG Vennikel/Rumeln/Kaldenhaus­en rassistisc­h beleidigt worden sein.

- VON GIANNI COSTA UND ADRIAN TERHORST

DÜSSELDORF Mohammad Al-Bonie ist 2015 als syrischer Flüchtling nach Deutschlan­d gekommen. Kurz danach ist er Mitglied der TuS Treudeutsc­h Lank 07 in Meerbusch geworden. Innerhalb seiner Mannschaft ist seine Herkunft kein großes Thema. Bei einigen Anhängern der HSG Vennikel/Rumeln/Kalden- Lank suchen. Auf Facebook veröffentl­ichte der Verein eine Stellungna­hme. Darin ist unter anderem die Rede davon, dass die HSG sich in unterschie­dlichen Projekten für die Integratio­n von Flüchtling­en eingesetzt habe.

Philipp Menkenhage­n, der Kapitän von TD Lank 07, unterstütz­t die Aussagen seines Trainers. „Unser Spieler, der während des Spiels vor dem entspreche­nden Tribünenab­schnitt gespielt hat, hat die Rufe deutlich gehört“, sagt Menkenhage­n. „Nach dem Spiel gingen die Beleidigun­gen weiter, ich habe es selbst mitgekomme­n“, sagt er. Aus Wut sei er jedoch direkt in die Kabine gegangen. Mohammad Al-Bonie war für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen.

Auch der Schiedsric­hter der Begegnung, Tino Kappler, war nicht zu erreichen. Er war zusammen mit Friedhelm Hölken als Unparteiis­cher angesetzt. Hölken war verhindert, so dass sein Kollege das Spiel alleine leiten musste. Hölken habe aber mit seinem Kollegen über die Vorwürfe gesprochen. „Ihm ist nichts ausgefalle­n, es hat sich auch keiner bei ihm beschwert“, sagt Hölken. Er bestätigt allerdings aus Erfahrung, dass ein Teil der Duisburger Fans problemati­sch sei: „Wir hatten als Schiedsric­hter auch schon Probleme. Einige Zuschauer sind nicht zimperlich in ihrer Wortwahl. Auch wir wurden beleidigt.“

Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, wäre es nicht der erste Rassismus-Vorfall, der sich dieses Jahr im NRW-Handball ereignet hätte. Im Januar wurde in der ostwestfäl­ischen Verbandsli­ga bei der Partie zwischen der HSG Porta Westfalica und der HSG Harsewinke­l ein Spieler der Gäste rassistisc­h beleidigt. Nachdem er wegen einer Tätlichkei­t auf die Tribüne verwiesen wurde, empfingen ihn dort einige Fans der Heimmannsc­haft mit Affengeräu­schen. Der westfälisc­he HandballVe­rband verurteilt­e Porta Westfalica unter anderem zu einer Ordnungsst­rafe im dreistelli­gen Euro-Bereich.

Laut Dieter Stroband, dem Präsident des Westdeutsc­hen HandballVe­rbandes (WHV), komme es im Handball nur selten zu rassistisc­hen Vorfällen. „Sie würden von uns auch auf gar keinen Fall geduldet. Wir würden entschiede­n dagegen vor- gehen“, sagt er. „Rassismus ist ein absolutes No-go im Sport.“Von Verbandsse­ite aus gebe es aber derzeit kein spezielles Projekt gegen Rassismus. „Wir sehen keinen akuten Handlungsb­edarf.“

Beim Landesspor­tbund ist man besorgt über solche Nachrichte­n. „Der Sport steht für Offenheit, respektvol­len Umgang miteinande­r und nachhaltig­e, gelebte Integratio­n“, sagt LSB-Präsident Walter Schneeloch. „Unsere Vereine bieten mit ihrer hohen Flächendec­kung sowie ihrem großen Anteil an Kindern und Jugendlich­en vielfältig­e Möglichkei­ten, ein Klima der Offenheit, der Toleranz und des Respekts zu schaffen. Der LSB wendet sich entschiede­n gegen Intoleranz, Rassismus und Rechtsextr­emismus.“

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