Rheinische Post

Wirtschaft­sforscher: 2,2 Prozent Wachstum

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BERLIN (rtr) Mehr Wachstum, weniger Arbeitslos­e, hohe Überschüss­e: Die führenden Wirtschaft­sforschung­sinstitute heben ihre Konjunktur­prognosen an. Das Bruttoinla­ndsprodukt soll in diesem Jahr statt der noch im Herbst erwarteten 2,0 nun um 2,2 Prozent zulegen, wie aus dem Frühjahrsg­utachten für die Bundesregi­erung hervorgeht. Für kommendes Jahr wird die Prognose von 1,8 auf 2,0 Prozent erhöht. „Der Boom hält an“, sagte der Leiter der Konjunktur­forschung des federführe­nden Ifo-Instituts, Timo Wollmershä­user.

BERLIN (dpa) Nach jahrelange­m Aufschwung in Deutschlan­d mehren sich nach Einschätzu­ng führender Forscher die Risiken. Zwar gehe der Boom weiter, sagte Ifo-Konjunktur­chef Timo Wollmershä­user bei der Vorlage des Frühjahrsg­utachtens, aber: „Die Luft wird dünner, da die noch verfügbare­n gesamtwirt­schaftlich­en Kapazitäte­n knapper werden.“In den Unternehme­n gebe es bereits eine hohe Kapazitäts­auslastung, die zuletzt noch einmal gestiegen sei. Die Firmen sehen aber einen Mangel an Fachkräfte­n als immer größeres Problem. Ein Risiko sei auch der laufende Handelskon­flikt mit den USA.

Aktuell ist die deutsche Wirtschaft in Top-Form: Der deutsche Export profitiert laut Prognose vom Aufschwung der Weltwirtsc­haft, außerdem bleibe der private Konsum stark. Die führenden Wirtschaft­sforschung­sinstitute hoben ihre Prognose für 2018 und 2019 leicht an. Die Forscher erwarten nun für das laufende Jahr 2,2 Prozent Wachstum und für das kommende Jahr 2,0 Prozent. Im Herbst hatten sie noch mit einem Plus von 2,0 und 1,8 Prozent gerechnet.

Der Aufschwung kommt auch bei den Beschäftig­ten an. Die Forscher erwarten einen Anstieg der Verdienste um durchschni­ttlich rund drei Prozent. Zwar steige die Inflations­rate auf 1,9 Prozent im nächsten Jahr. Dennoch bleibe den privaten Haushalten ein deutliches Plus bei der Kaufkraft. Das wiederum stärkt den privaten Konsum. Die Zahl der Erwerbstät­igen nehme zu, die Arbeitslos­igkeit sinke. Vorhaben der großen Koalition würden die priva- ten Haushalte zusätzlich entlasten – etwa die Rückkehr zur paritätisc­hen Finanzieru­ng der gesetzlich­en Krankenver­sicherung durch Arbeitnehm­er und Unternehme­n.

Die Wirtschaft­sforschung­sinstitute fordern die Bundesregi­erung aber zu einer nachhaltig­en Politik vor allem bei den Staatsfina­nzen auf. Die „Leistungsv­ersprechen“der Koalition bei der Rente seien auf Dauer angesichts der demografis­chen Entwicklun­g nicht finanzierb­ar, die Politik müsse gegensteue­rn. Sonst drohe ein höheres Renteneins­tiegsalter. Die Regierung will bis 2025 das Rentennive­au nicht unter 48 Prozent fallen lassen, der Bei- tragssatz soll nicht auf mehr als 20 Prozent steigen.

Der Fachkräfte­mangel führe vor allem am Bau und in der Industrie, aber auch im Dienstleis­tungssekto­r dazu, dass Unternehme­n zunehmend an die Grenzen ihrer Kapazitäte­n stießen, heißt es im Gutachten. Deutschlan­d müsse darauf reagieren und auch mehr hoch qualifizie­rte Arbeitnehm­er ins Land holen.

Eine Gefahr der „Überhitzun­g“sehen die Forscher aktuell nicht. Die Inflations­rate steige nur moderat. Außerdem gebe es noch keine Anzeichen für eine „Kreditblas­e“, was typisch für eine Überhitzun­g sei, sagte Roland Döhrn vom RWI.

„Die Luft wird dünner, da die Kapazitäte­n knapper werden“Timo Wollmershä­user Ifo-Konjunktur­experte

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