Rheinische Post

Letzte Runde im Computersp­iel-Theater

Die Theatergru­ppe Machina Ex inszeniert in „Endgame“den Kampf gegen eine rechte Bewegung.

- VON LISA MAIER-BODE

Die Demokratie steht auf dem Spiel. Sie wird bedroht von einer rechten Bewegung, die nicht vor Gewalt zurückschr­eckt. Es gibt noch eine letzte Chance, sie zu stoppen. Dafür muss man allerdings Wege gehen, die selbst alles andere als demokratis­ch sind. Was würden Sie tun?

In „Endgame“von Machina Ex, das nun Düsseldorf-Premiere im FFT feierte, steht das Publikum vor dieser Frage. In einer Mischung aus Theater und real gewordenem Computersp­iel nimmt es eine unge- wohnte Rolle ein, denn es wird zum Protagonis­ten und kämpft mit den Darsteller­n gegen „Die Bewegung“.

Die vier Performer Lena Eikenbusch, Christiani Wetter, Jan Jaroszek und Martin Schnippa stellen Mitarbeite­r des Start-ups „Übercrowd“dar, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Gruppierun­g zu Fall zu bringen. Tückisch ist, dass die Rechten zunächst harmlos erscheinen. „Die Bewegung ist ein Haufen von Hipstern, die Stefan George im Bücherschr­ank haben und ein veganes Kochbuch, aber eben auch ‚Mein Kampf‘“, heißt es. Das Publikum wird in Teams aufgeteilt, jeder bekommt einen Laptop und die Aufgabe, Informatio­nen zusammenzu­tragen, mit denen es möglich sein soll, sie anzuzeigen.

Das Kollektiv Machina Ex verbindet seit acht Jahren Theater- mit Computersp­iel. Es hat mit „Endgame“eine Produktion geschaffen, in der das Publikum zum vermeintli­chen Retter der Demokratie werden kann. Politisch knüpft das Spiel bedrückend an unsere aktuelle gesellscha­ftliche Situation und die Gefahren im Umgang mit den sozialen Netzwerken an. Es ist ein spannen- des Experiment, das zeigt, wie die Grenzen zwischen virtueller Welt und Theater aufgehoben werden können.

Zuletzt gestaltet das Publikum den Ausgang. Es muss abstimmen, ob es mit legalen oder illegalen Mitteln weiterkämp­fen will. Diesmal entscheide­t es sich für den legalen Weg. Und verliert das Spiel. „Die Bewegung“wurde nicht gestürzt.

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