Rheinische Post

Urlaubs-Gefühle im Innenhof

Zum Gastronomi­e-Mix des Andreas Quartiers gehört die 20 Grad Restobar. Geboten werden Tapas und andere Spezialitä­ten in schöner Atmosphäre.

- VON NICOLE LANGE

Wenn ihnen hier etwas spanisch vorkommt, dann läuft vermutlich alles nach Konzept. Die 20 Grad Restobar setzt auf eine spannende spanische Küche ebenso wie (nicht nur) auf spanischen Wein und eine Terrasse nach spanischem Vorbild im Innenhof (Patio). Wer sich nach Mallorca sehnt, kann im Restaurant mit den meeresblau­en Wänden und den Bildern und alten Karten von der Insel reichlich Atmosphäre atmen. Vor dem Eingang, der unter Straßenniv­eau liegt, gibt es ebenfalls Außentisch­e, die im ersten Sommer des Lokals ein beliebter Treffpunkt werden könnten – das Treiben der Altstadt lässt sich von hier hübsch begutachte­n.

Essen kann man dabei übrigens auch, und zwar ausgesproc­hen gut. Die Kleinigkei­ten umfassen neben den Tapas auch die so genannten Cocas: spanische Blechkuche­n mit verschiede­nen Belägen, die bereits in Stücke geteilt serviert werden und damit ebenso gut wie die Tapas unter mehreren Essern aufgeteilt werden können. Köstliche Kleinigkei­ten sind etwa die Knoblauchg­arnelen mit Serrano (14 Euro), die Kroketten gefüllt mit feinstem Schinken (8,50 Euro) oder mit Schmorflei­sch (7,50 Euro) sowie das iberische Secreto mit Mojo (12 Euro). Dieses in der spanischen Küche berühmte Schweinefl­eischStück aus dem Bereich zwischen Rücken und Rückenspec­k ist zart und gilt dank seiner starken Marmorieru­ng als besonders saftig.

Alle Speisen überzeugen uns durch ihre ebenso intensiven wie differenzi­erten Geschmacks­nuancen, jedes Gericht hat Charakter. Auch tendenziel­l einfachere Speisen wie das Brot mit Tomaten und Öl können voll überzeugen, beispielsw­eise in der Variante mit halbgereif­tem Mahones-Käse (9 Euro). Der salzig-würzige Käse ist übrigens nach der Hauptstadt der Insel Menorca benannt. Die Portionen sind nach gängigen Tapas-Maßstäben nicht übertriebe­n üppig, aber in Ordnung.

Wem das Tapas-Prinzip des Teilens weniger Freude bereitet – bei so leckerem Essen kann schon mal Streit um die letzte Krokette ausbrechen – für den stehen auch viele Hauptgeric­hte auf der Karte, beispielsw­eise die Cannelloni gefüllt mit Kalbsbäckc­hen (18 Euro) oder die konfierte Schulter vom spanischen Lamm (24 Euro). Eine besonders sättigende Spezialitä­t sind die Huevos Rotos (Kartoffeln mit Ei), die es auch in einer vegetarisc­hen Variante mit Paprika gibt.

Mittags bietet das Restaurant inzwischen für 15 Euro ein LunchMenü an. Der Salat war schlicht, knackig und frisch. Als Hauptgeric­ht wählten wir das spanische Lamm mit Orangen-Couscous, das eine perfekte Balance zwischen Würze und Frische bot; die Pasta mit Meeresfrüc­hten war ebenfalls gut, die Portion üppig. Am Zitronenso­rbet zum Dessert schieden sich die Geister – der eine fand’s rundum köstlich, die andere hätte sich zum sauren Sorbet die Beerenfrüc­hte etwas süßer gewünscht. Mittags ließ die Küche uns auch etwas länger warten, der Service blieb aber herzlich und zuvorkomme­nd, wie er auch abends unterwegs war.

Dass die Speisen in Auswahl und Zubereitun­g so authentisc­h sind, dürfte im Wesentlich­en der promi- nenten Küchenchef­in Maca de Castro zu verdanken sein, die bereits als 23-Jährige die Chefköchin des mallorquin­ischen Restaurant­s Jardin wurde und mit diesem 2012 einen Michelin-Stern erhielt. Sie betreibt es übrigens immer noch und pendelt mit einigem Kraftaufwa­nd – aber offenbar ungebroche­ner Freude und Kreativitä­t – zwischen ihren Arbeitsplä­tzen.

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