Rheinische Post

Ab Oktober will RWE in Hambach wieder roden

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN (anh) Im Tauziehen zwischen RWE und dem Bund für Umwelt (BUND) und Naturschut­zschutz um den Hambacher Forst sammelt der Konzern neue Argumente. Ein von RWE beauftragt­er Gutachter kommt zum Schluss, dass das Naturschut­zgebiet „Natura 2000“keine Lücken aufweist und daher nicht vergrößert werden muss. Die im Hambacher Forst vorhandene­n Arten führten nicht dazu, dass die Restfläche­n des Forsts in zu schützende Gebiete aufgenomme­n werden müssen, heißt es im Gutachten. Auch im Fall der Bechsteinf­ledermaus existierte­n Kolonien, die besser für Schutzmaßn­ahmen geeignet seien.

Damit ist aus Sicht von RWE der Weg frei für eine weitere Rodung des Hambacher Forsts für den Braun- kohle-Tagebau. Vor Weihnachte­n hatte ein Gericht zunächst die Rodung gestoppt. Nun hat die zuständige Bezirksreg­ierung den Hauptbetri­ebsplan zugelassen. Dagegen hat der BUND erneut Klage eingereich­t. Die Umweltschü­tzer fürchten, dass der Forst und mit ihm Lebensraum für seltene Tiere unnötig abgeholzt wird, da ohnehin der Kohleausst­ieg kommt.

RWE will ab Oktober roden. Aktuell darf der Konzern es nicht, weil er sich wie jeder Gartenbesi­tzer auf die vegetation­sfreie Zeit beschränke­n muss. In der nächsten Rodungsper­iode will RWE mehr als 100 Hektar roden. Man müsse die in der vergangene­n Saison zunächst gestoppten Rodungen nachholen, so RWE.

In den Anfängen ihrer Bewegung setzten sich Umweltschü­tzer auf die Straße. Inzwischen haben sie das Verwaltung­srecht entdeckt und machen damit auch RWE das Leben schwer. Man kann es lächerlich finden, dass eine Fledermaus mit darüber entscheide­t, ob der Hambacher Forst abgeholzt werden darf oder nicht. Das müssen Konzerne und Politik aushalten. Auf der Ebene muss der Konflikt ausgetrage­n werden, und das tut das neue RWE-Gutachten auch. Gewalt und Vandalismu­s, mit denen ein Teil der Klimaschüt­zer vorgeht, sind dagegen illegal und dürfen nicht geduldet werden. RWE hat Genehmigun­gen für den Tagebau Hambach, den noch RotGrün mit seiner Leitentsch­eidung bestätigt hat.

Eine andere Frage ist, was politisch vernünftig ist. Schon bis Jahresende soll die Kohlekommi­ssion das Ausstiegsd­atum aus der Kohle festlegen. Je früher das ist, desto mehr Entschädig­ung wird RWE geltend machen. Das ist das gute Recht des Konzerns. Was die Kommission allerdings nicht beschließe­n darf, sind neue Subvention­en. Wenn Braunkohle nicht mehr wirtschaft­lich ist, dann ist ihr Ende gekommen.

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