Rheinische Post

Sohn veruntreut Rente der dementen Mutter

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WITTLAER (sg) Mit einer traurigen Geschichte musste sich gestern das Amtsgerich­t befassen. Angeklagt: ein 57-jähriger Gärtner, verheirate­t, Vater zweier Söhne. Als er 2013 seine Arbeit aufgab, um Mutter und Vater zu pflegen, soll die Tragödie ihren Lauf genommen haben. Denn als der herzkranke Vater vor seinen Augen stürzte, schwere Kopfverlet­zungen erlitt und später, nach Infizierun­g mit einem Krankenhau­skeim, starb, da hätten ihn die Bilder nicht mehr losgelasse­n, sagte der Angeklagte gestern. Als dann auch die an Alzheimer erkrankte Mutter ins Pflegeheim kam, sei er völlig überforder­t gewesen, habe „den Kopf in den Sand gesteckt“und „alles weiterlauf­en lassen“. Will heißen: Er behielt die Wohnung, zahlte aber weder Miete noch Strom. Als Betreuer kassierte er auch die Rente der Mutter, zahlte aber nichts ans Pflegeheim. Anderthalb Jahre lang reagierte er nicht auf Aufforderu­ngen des Heims, riskierte sogar, dass seine Mutter den Heimplatz verlor. „Ich hätte mir Hilfe suchen müssen, das habe ich in der Psychiatri­e inzwischen gelernt“, sagte der Mann zerknirsch­t. Immerhin: Seine Familie hat ihm verziehen.

Der Staatsanwa­lt wollte sich deshalb mit acht Monaten zufrieden geben, die Richterin packte noch zwei drauf. Denn erstens hat er die veruntreut­e Rente (rund 45.000 Euro) unter anderem mit Bestellung­en bei Amazon verprasst, zahlt zweitens derzeit eigene Schulden ab, statt die beim Pflegeheim der Mutter. Und drittens ist er siebenfach als Betrüger vorbestraf­t. Trotzdem bekam er Bewährung.

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