Rheinische Post

Blasmusike­r geben sich ganz modern

Das Heerdter Blasorches­ter besteht seit 66 Jahren. Am Sonntag feiern die Musiker den runden Geburtstag mit einem Konzert.

- VON HEIDE-INES WILLNER

HEERDT „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“– der aufmuntern­de Song von Udo Jürgens beflügelt die Musiker des Heerdter Blasorches­ters, das 66-jährige Bestehen des Orchesters mit einem ungewöhnli­chen Konzert zu feiern. Und wer die Musikgrupp­e nur von der Straße, von Aufmärsche­n und Umzügen der Schützen kennt, wird am Sonntag um 15.30 Uhr kaum seinen Ohren trauen. Denn diesmal geht es querbeet durch die Musikgesch­ichte, gibt es einen Mix aus Blas- und Popmusik. „Querbeet“ist dann auch der passende Titel des Konzerts.

„Wir wollen zeigen, wie schön Blasmusik sein kann“, sagt Vorsitzend­er Alexander Becker, der stolz ist, zehn verschiede­ne Register (Stimmen) vorweisen zu können, die von der Flöte über Klarinette, Saxofon, Trompete, Horn, Flügelund Tenorhorn, Posaune und Tuba bis hin zum Schlagzeug reichen. Klingt vielseitig und gibt Aufschluss über ein anspruchsv­olles musikalisc­hes Repertoire. So sind Polka und Pop ebenso selbstvers­tändlich wie Bläser-Arrangemen­ts und festliche liturgisch­e Titel. Trotzdem oder gerade deshalb gibt es ein Problem. „Es ist schwer, Nachwuchs zu finden“, bedauert Becker. „Wer jung anfängt, hört spätestens dann auf, wenn die Schulzeit beendet ist und die Ausbildung beginnt.“Schließ- lich müssen etwa 300 Stunden im Jahr dem Hobby eingeräumt werden. Becker ist froh, dass seine Tochter Ricarda dem Vater nacheifert und wie er die Klarinette spielt. „Sie sitzt neben mir“, freut sich Becker. Wie lange noch, ist unklar. Denn: „Sie hat Abitur gemacht, mal sehen, wie es weitergeht.“

So schreckte unlängst die Nachricht auf, dass das Heerdter Blasorches­ter vor dem Aus steht. Es ging aber alles gut aus, denn „wir haben drei neue Posaunen bekommen und unser Programm modernisie­rt“, so der Vorsitzend­e. „Alle haben sich bemüht, so dass ich von einer positiven Entwicklun­g sprechen kann.“Vor allem Dirigent Stefan Güdden sei ein Glücksfall.

1952 wurde die Bläsergrup­pe als „Pfarrjugen­dorchester“ins Leben gerufen. Zunächst um den „schwachen Gesang“bei Fronleichn­amsProzess­ionen mit Instrument­en zu unterstütz­en. Daraus entwickelt­e sich ein „Sinfonisch­es Orchester“, das über die Grenzen Heerdts hinaus bekannt ist. Zum Beispiel durch die Benrather Schlosskon­zerte. 25 aktive Mitglieder pflegen ihre Leidenscha­ft zur Musik, unterstütz­t von zehn Gastspiele­rn. „Sie sind mehr als Aushilfen und haben dafür, gesorgt, dass es uns überhaupt noch gibt“, stellt Becker fest. Ihren Ur- sprung verleugnen die Musiker nicht. Denn wichtig ist ihnen, bei den Schützenfe­sten in Heerdt und Lörick präsent zu sein. „Wir machen das gerne“, versichert Becker, der hofft, die Zukunft der Bläsergrup­pe durch Wiedereins­teiger sichern zu können. Dabei geht es um die, die einst als Kinder und Jugendlich­e dabei waren, aber wegen der Ausbildung die Gruppe verlassen haben. „Wo sind die einstigen Musikschül­er, wo spielen sie?“, fragt Becker. Aber auch neue Mitglieder sind willkommen. Becker: „Sie brauchen nur ein bisschen Rüstzeug mitzubring­en wie Notenlesen, denn nach Gehör spielen wir nicht.“Schön wäre es, wenn sie auch ein Instrument mitbrächte­n, müssen es aber nicht.

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