Rheinische Post

Vom Aschenputt­el zu den Opern-Profis

Valerie Eickhoff studiert noch an der Robert-Schumann-Hochschule, hat aber schon ihr erstes Engagement als Opernsänge­rin im Blick.

- VON CLAUS CLEMENS

Die 21-jährige Sängerin Valerie Eickhoff hat es geschafft: Direkt nach der Premiere der Rossini-Oper „La Cenerentol­a“(Aschenputt­el) in der Robert-Schumann-Hochschule bot sich ihr die Chance, bei Andreas Wendholz, Operndirek­tor des Theaters Krefeld/Mönchengla­dbach, vorzusinge­n – mit Erfolg: Die Mezzosopra­nistin konnte sich gegen eine starke Konkurrenz aus dem Ausland durchsetze­n und ist mit Beginn der nächsten Spielzeit Mitglied des Opernstudi­os Niederrhei­n.

Inzwischen hat die junge Mezzosopra­nistin ihre letzte Aufführung, die „Dernière“, der Rossini-Oper hinter sich gebracht. Wie fühlt sie sich am Ende des dreistündi­gen Abends? „Voller Glück. Ich hab’s einfach genossen und ganz viel Spaß gehabt. Ein bisschen aber bin ich wehmütig, dass es doch schon vorbei ist“, sagt sie, noch gekleidet im eleganten Gewand der Prinzessin, zu der sie ja durch die Handlung geworden ist.

Eickhoff kommt aus Herdecke und studiert seit ihrem 16. Lebensjahr in Düsseldorf. Als Kind hat sie angefangen, Gitarre zu spielen, aber nur als Freizeitbe­schäftigun­g. Als man ihr mehrfach bescheinig­te, eine besonders schöne Stimme zu haben, wollte sie Gesangstun­den nehmen. „Da hat meine Mutter gesagt: Wir bezahlen das nur, wenn du die Sache ernst nimmst.“Valerie nahm die Sache sogar sehr ernst und durfte schließlic­h an der Robert-Schumann-Hochschule vorsingen. Sie wurde als Jungstuden­tin aufgenomme­n, und fuhr anfangs einmal in der Woche von Herdecke nach Düsseldorf, wo sie in der Klasse von Konrad Jarnot ihre Gesangsaus­bildung begann. Jetzt, nach dem Abitur in ihrer Heimatstad­t und acht Semestern Studium in Düssel- dorf, wird sie ihre Bachelor-Prüfung ablegen und dann ins Profi-Lager wechseln.

Die musikalisc­he Leitung der „Cenerentol­a“hatte Thomas Gabrisch, Professor der Opernklass­e. Seit etlichen Jahren führt er seine Studenten über zweimonati­ge, intensive Proben während der Winterseme­ster-Ferien zur Aufführung einer vollständi­gen Oper, die dann für besondere Talente wie Valerie Eickhoff den Weg in ein profession­elles Ensemble eröffnet.

„Wer sich heute entschließ­t, Musikerin oder Musiker zu werden, braucht einen starken Willen und eine klare Vision. Jeder, der den beschwerli­chen Weg einer künstleris­chen Ausbildung beschreite­t, muss davon überzeugt sein, zu den Besten seines Faches aufsteigen zu können“– das schreibt Raimund Wippermann, Rektor der Robert-Schumann-Hochschule, im Programmhe­ft zur „Cenerentol­a“. Aschenputt­el hat es in sich. Die Rolle der „Cenerentol­a“ist gespickt mit vokalen Drahtseila­kten. Um die richtige Sängerin für die Aufführung der Opernklass­e zu finden, wurde zum hochschuli­nternen Vorsingen eingeladen. Eva Marti und Valerie Eickhoff konnten sich schließlic­h mit ihren Stimmen durchsetze­n. Die Zweitbeset­zung der Rolle ist eine Italieneri­n. Thomas Gabrisch engagierte sie zusätzlich als Lehrerin für die bessere Aussprache der italienisc­hen Texte.

„Cenerentol­a“ist in der Opernprodu­ktion der Hochschule kein kleines, graues Mäuschen, sondern eine starke Frau, die weiß, was sie will. Um die feinen Nuancen des Werks zu verstehen, hat sich Valerie Eickhoff intensiv mit dem Text auseinande­rgesetzt. „Ich habe mehrere Male das italienisc­he Libretto Wort für Wort übersetzt“, sagt sie.

Wie aber passt der Name Eickhoff in der Modestadt Düsseldorf zu einer Aschenputt­el-Figur? Die junge Sängerin kennt die Anspielung: „Meine Familie hat mit der berühmten Modedynast­ie dieser Stadt leider nichts zu tun“, kommentier­t sie lachend. Hat sie Angst vor dem neuen Leben, weg von dem Schutz des Studenten-Daseins? „Anfangs ja, definitiv. Ich habe mich zwar beworben, aber eine mögliche Zusage war kein reelles Ding in meinem Kopf“, erzählt Eickhoff. „Aus der Angst ist aber inzwischen Respekt geworden. Ich freue mich auf mein neues Leben.“

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Valerie Eickhoff als Aschenputt­el in der Rossini-Oper „La Cenerentol­a“, die an der Robert-Schumann-Hochschule aufgeführt wurde.

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