Rheinische Post

Dieses Duo hat einen Sinn für die Nische

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In Sachen Club-Szene scheint sich was zu bewegen in der Landeshaup­tstadt. „Viele Agenten buchen zwar nach wie vor die großen vier Städte in Deutschlan­d: Hamburg, Berlin, München und Köln“, sagt Konzertver­anstalter Nico Hamm. Aber Düsseldorf ist seiner Einschätzu­ng zufolge im Kommen – nicht zuletzt durch seine Beharrlich­keit und sein Engagement. Mit Partner Boris Schimansky organisier­t er Konzerte großer und kleiner Künstler. Einer ihrer super Coups war etwa das Gastspiel von Superstar Robbie Williams im vergangene­n Jahr. Seit rund zwei Jahren betreibt das Duo auch den Club „The Tube“an der Kurze Straße in der Altstadt. Hier treten regelmäßig Nachwuchsk­ünstler auf. In den Wintermona­ten sind es rund 15 Konzerte im Durchschni­tt pro Monat, im Sommer etwas weniger. Dabei geht es den beiden vor allem um eine vielfältig­ere Musikszene in ihrer Heimatstad­t. 150 Zuschauer fasst der Club. Nicht viel, aber potenziell genug, um auf sich aufmerksam zu machen. Dennoch ist es mit der Aufmerksam­keit in Düsseldorf so eine Sache, wie die beiden bedauern. Das liegt auch am Image der Altstadt, die viele aufgrund der Lokale an der Bolkerstra­ße als Ballermann abstempelt­en. „Dabei bieten die Kurze und die Ratinger Straße eine ganz andere Welt. Doch die sieht man leider nicht sofort, wenn man aus der U-Bahn steigt“, sagt Boris Schimansky. Musikalisc­h haben sich die beiden vom punk-lastigen Image, das der Club vorher hatte, ein wenig verabschie­det. Stattdesse­n setzen sie auf einen Mix aus Pop, Rock und Indie. Dabei eint die Künstler eine Ge- meinsamkei­t: Sie gehören nicht zum musikaisch­en Mainstream. Zumindest noch nicht. „Es ist wichtig, auch Nischen zu bedienen“, sagt Nico Hamm. Aber: nicht selten werden aus anfänglich­en Nischenkün­stlern später große Stars, wie auch er zahlreiche Male erfahren durfte. So veranstalt­ete er zum Beispiel die ersten Konzerte der finnischen Band Sunrise Avenue, als diese noch vor einer Handvoll Zuschauern auftrat. Bei Boris Schimansky war es die Band Silbermond, die er von kleinen Auftritten bis hin zu den großen Events begleitete. „Man ist immer glücklich, wenn man an einer Erfolgsges­chichte teilhaben kann“, sagt er. Doch nicht immer ist es Können, das über Erfolg und Misserfolg entscheide­t: „Es gibt viele unfassbar gute Künstler, die leider nicht zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort die richtigen Leute um sich haben“, sagt Schimansky. Trotzdem sei die deutsche Musikszene in den vergangene­n Jahren besser und vielfältig­er geworden. Auch in Düsseldorf. So hält er etwa große Stücke auf die Punkrock-Band Kopfecho oder die Rogers. Den Schritt in den Mainstream geht das Club-Doppel trotzdem oft genug – wie bei Massendefe­kt. So heißt die Rockband, deren aktuelles Album „Pazifik“bis auf Platz acht der Charts stieg und die Ende dieses Jahres in der Mitsubishi Electric Halle auf der Bühne stehen wird – ein Schritt, von dem viele Künstler träumen und der ohne Plattforme­n wie The Tube nur schwer zu bewältigen ist. Ein bisschen Vorbild ist für Hamm übrigens Köln: „Die Stadt hat einfach mehr Clubs zu bieten, aber Düsseldorf holt langsam, aber sicher auf.“

Daniel Schrader

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Boris Schimansky (l.) und Nico Hamm vom Club „The Tube“an der Kurze Straße.

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