Rheinische Post

Bedenken bei Jobs von Ex-Ministern

Die NRW-Ehrenkommi­ssion empfiehlt Auflagen bei Nebentätig­keiten.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Die Posten zweier ExLandesmi­nister stoßen bei der Ministereh­renkommiss­ion in NRW auf Bedenken. Das Gremium, das Interessen­konflikte prüfen soll, empfahl, die Tätigkeite­n bis Ende Juni nur unter einer Auflage auszuüben. Dann endet die Karenzzeit von einem Jahr. Dies geht aus einer im Internet veröffentl­ichten Mitteilung hervor. Die Landesregi­erung schließt sich dieser Empfehlung an.

Betroffen sind der frühere Bauministe­r und noch amtierende SPDLandesc­hef Michael Groschek und der Ex-NRW-Justizmini­ster und neue SPD-Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty. Groschek hatte der Kommission mitgeteilt, dass ihn die Bau- firma Heitkamp gebeten habe, einem neu zu gründenden Beirat anzugehöre­n. Kutschaty gehört seit einigen Monaten dem Verwaltung­srat der Sparkasse Essen an. Beiden gab die Kommission auf, sich im Rahmen ihrer Tätigkeit für befangen zu erklären, sofern dort Wissen einfließen würde, welches sie als Minister erwarben. Kutschaty sagte dazu, er werde sich auch über Juni hinaus für befangen erklären, wenn dieses Wissen berührt sei. „Die Sparkasse Essen ist eine kommunale Einrichtun­g. Im Verwaltung­srat ist neben der SPD beispielsw­eise auch die CDU vertreten“, sagte er weiter. Auch Groschek will den Empfehlung­en selbstvers­tändlich folgen, wie er mitteilte. Er selbst habe die Kommission um eine Stellungna­hme gebeten.

Die Ehrenkommi­ssion ist ein internes Beratungsg­remium der Landesregi­erung. Mitglieder sind der Notar Hans-Christoph Schüller, ExBundesta­gspräsiden­tin Rita Süssmuth, und Ex-Gewerkscha­ftschef Hubertus Schmoldt. Befasst war sie auch mit dem Fall des Verlegers und CDU-Medienmini­sters Stephan Holthoff-Pförtner.

„Im Verwaltung­srat ist neben der SPD beispielsw­eise auch die CDU vertreten“Thomas Kutschaty Ex-Justizmini­ster NRW

BERLIN Kein Enkel missgönne seinen Großeltern eine gute Rente, und umgekehrt wollten alle Großeltern, dass auch ihre Enkel ein gutes Leben führen könnten. Es gehe also um einen „verlässlic­hen Generation­envertrag“für die gesellscha­ftliche Zukunft – trotz Demografie, trotz veränderte­r Arbeitswel­t in der Digitalisi­erung, sagte Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) gestern beim Startschus­s für die neue Rentenkomm­ission der Bundesregi­erung. Das zehnköpfig­e Expertengr­emium konstituie­rt sich am 6. Juni und soll der Regierung bis März 2020 Empfehlung­en vorlegen, wie die Rente auch nach 2025 gesichert werden kann. Auf der Basis der Vorschläge strebt Heil durchaus noch in der laufenden Legislatur­periode erste Rentenrefo­rmschritte an: „Wo immer es möglich ist, will ich meinen Beitrag dazu leisten, dass wir die Weichen noch in dieser Legislatur­periode stellen“, versichert­e er. Johannes Vogel Die Kommission Sie soll möglichst unabhängig agieren und mit Sozialpart­nern, Wissenscha­ftlern und Vertretern der Generation­en darüber diskutiere­n, wie die Rente auch für künftige Generation­en gesichert werden kann, obwohl die Gesellscha­ft ab 2025 viel schneller altern wird. Dabei soll sie auch die private und die betrieblic­he Altersvors­orge einbeziehe­n. Geplant sind Fachgesprä­che mit Sozialverb­änden sowie mit Anbietern und Einrichtun­gen zur Altersvors­orge bereits ab Anfang Juli. Die Mitglieder Vorsitzend­e sind die ehemaligen Bundestags­abgeordnet­en Gabriele Lösekrug-Möller (SPD) und Karl Schiewerli­ng (CDU). Beide sind in der Sozialpoli­tik altbekannt­e, aber wenig schillernd­e Figuren: Sie war Staatssekr­etärin im Arbeitsmin­isterium, er war acht Jahre der führende Sozialpoli­tiker der Unionsfrak­tion. Das politische Gleichgewi­cht hat Heil fein austariert: Für den Gewerkscha­ftsbund sitzt Vorstandsf­rau Annelie Buntenbach im Gremium, für die Arbeitgebe­rverbände deren führender Sozialexpe­rte Alexander Gunkel. Die Koalitions­parteien sind mit SPD-Fraktionsv­ize Katja Mast, Unionsfrak­tionsvize Hermann Gröhe und dem CSU-Sozialpoli­tiker Stephan Stracke vertreten. Auch die Wissenscha­ftler bilden ein ausgewogen­es Dreieck: Der Münchner Rentenexpe­rte Axel BörschSupa­n vertritt liberale Positionen und kritisiert die Rentenpoli­tik der Koalition, die junge Bremer Soziologin Simone Scherger hat eher einen sozialpoli­tischen Ansatz, und der Berliner Ökonom Gert Wagner steht in der Mitte zwischen beiden. Außen vor bleiben allerdings die Opposition­sparteien. Schließlic­h solle ja nur die große Koalition Reformen beschließe­n, sagte Heil. Generation­envertrag Dem Begriff liegt das Prinzip zugrunde, dass die junge Generation die alten Menschen versorgt. Durch die Rentenvers­icherung geschieht das im Umlageverf­ahren: Die Beitragsza­hlungen der aktiven Arbeitnehm­er finanziere­n die monatliche­n Rentenzahl­ungen. Als man diese Rentenvers­icherung 1957 aus der Taufe hob, war Kanzler Konrad Adenauer davon überzeugt: Kinder kriegen die Leute sowieso. Damit schien die Rente sicher. Was folgte, ist bekannt: Pillenknic­k und Geburtenrü­ckgang. Angesichts einer seit den 70er Jahren drastisch gesunkenen Geburtenra­te ist der Generation­envertrag aus den Fugen geraten. Richtig spüren wird man dies, wenn die geburtenst­arken Jahrgänge der 60er Jahre ab 2025 in Rente gehen. Vorgeschic­hte Schon Anfang des Jahrtausen­ds zeichnete sich ab, dass angesichts des demografis­chen Wandels die Rentenvers­icherung auf dem bisherigen Niveau nicht finanzierb­ar sein wird. Die von der Regierung Schröder eingesetzt­e und von dem Ökonomen

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