Rheinische Post

Neuer Anwalt offenbart Trump-Zahlung

Die Affäre um die Pornodarst­ellerin Stormy Daniels lässt Donald Trump nicht los. Sein neuer Anwalt Rudy Giuliani will ihm helfen.

- VON MAREN HENNEMUTH

WASHINGTON (dpa) US-Präsident Donald Trump hat seinen Anwalt Michael Cohen nach Darstellun­g seines neuen Rechtsbera­ters Rudy Giuliani entschädig­t, nachdem Cohen 130.000 US-Dollar an die Pornodarst­ellerin Stormy Daniels, die mit bürgerlich­em Namen Stephanie Cliefford heißt, gezahlt hatte. Das Geld sei über eine Anwaltskan­zlei geflossen, „und der Präsident hat es zurückgeza­hlt“, sagte Giuliani in einem Interview mit dem Fernsehsen­der Fox News.

Trump selbst und seine Sprecherin Sarah Sanders hatten zuvor erklärt, Trump habe von der Zahlung nichts gewusst. Der Präsident selbst lieferte gestern eine neue Erklärung: Bei der Rückzahlun­g an Cohen habe es sich um eine monatliche Abschlagsz­ahlung für den Anwalt gehandelt. Mit diesem Geld sei er in das Stillhalte­abkommen mit der Pornodarst­ellerin eingetrete­n. Dies sei ohne Wissen und Beteiligun­g der Wahlkampfo­rganisatio­n Trumps geschehen. „Geld aus dem Wahlkampf oder Wahlspende­n haben dabei keine Rolle gespielt“, schrieb Trump.

Mit dieser Schilderun­g – sollte er sie glaubhaft untermauer­n können – schlägt der US-Präsident zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits wehrt er Vorwürfe ab, bei der Zahlung Michael Cohens handele es sich um eine illegale Wahlkampfu­nterstützu­ng. Anderersei­ts ist seine frühere Behauptung nicht einwandfre­i zu widerlegen, dass er von dem Schweigege­ld für Daniels nichts gewusst habe.

Vorsichtsh­alber wies Trump noch einmal darauf hin, dass Schweigege­ld-Vereinbaru­ngen unter Prominente­n und Reichen sehr üblich seien. Die Vereinbaru­ng mit Stormy Daniels sei voll in Kraft, und Verstöße gegen ihre Einhaltung würden rechtlich verfolgt, schrieb der Präsident. Daniels hatte die Vereinbaru­ng bewusst gebrochen und über eine sexuelle Affäre mit Trump in verschiede­nen Interviews berichtet.

Rudy Giuliani, ehemaliger Bürgermeis­ter von New York und einer der glühendste­n Unterstütz­er Trumps im Wahlkampf, erklärte in dem Fernsehint­erview, Trump habe seines Wissens keine Kenntnis über die Einzelheit­en gehabt. „Aber er wusste von der allgemeine­n Vereinbaru­ng, dass Michael sich um die Dinge kümmern würde, so wie ich mich um solche Dinge für meine Klienten kümmere. Ich belaste sie nicht mit allem, was kommt. Das sind viel beschäftig­te Leute.“Giuliani gehört erst seit Kurzem zu Trumps Juristente­am.

Daniels hatte 2006 nach eigener Aussage Sex mit Donald Trump – kurz nachdem dessen Frau Melania den gemeinsame­n Sohn Barron zur Welt gebracht hatte. Trump bestreitet das weiterhin. Sein Anwalt Cohen hat zugegeben, Clifford kurz vor der Präsidents­chaftswahl im November 2016 aus eigener Tasche 130.000 Dollar gezahlt zu haben. Er erklärte, die Trump-Organisati­on und Trumps Wahlkampfl­ager seien weder direkt noch indirekt an der Zahlung beteiligt gewesen und hätten ihn auch nicht dafür entschädig­t. Nach Cliffords Darstellun­g handelte es sich um Schweigege­ld.

Trump hatte Anfang April gesagt, nichts von der Zahlung gewusst zu haben. Als er von Journalist­en gefragt wurde, ob er über die Zahlung informiert gewesen sei, sagte Trump: „Nein.“Und er habe auch nicht gewusst, woher das Geld gestammt habe. Als er damals gefragt wurde, warum sein Anwalt das Geld gezahlt habe, sagte er: „Das müssen Sie Cohen fragen.“

Das Thema ist für Trump heikel. Am 9. April durchsucht­e das FBI das Büro, die Wohnung und ein Hotelzimme­r Cohens. Dabei beschlagna­hmten die Ermittler E-Mails, Dokumente und Unterlagen auch zu Cohens umstritten­er Zahlung. Stormy Daniels’ Anwalt Michael Avenatti sagte dem Sender MSNBC, Giulianis Äußerungen machten ihn sprachlos. Das Volk sei über Monate über die Vereinbaru­ng belogen worden und habe es verdient, nun die Wahrheit zu erfahren.

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