Rheinische Post

Eine ganze Insel zieht um

Der kleine Pazifiksta­at Vanuatu bereitet sich darauf vor, eine seiner Inseln komplett und dauerhaft zu evakuieren. Grund dafür ist Asche, die ein Vulkan ausspeit. Dadurch wurden Ernten zerstört, Trinkwasse­r und Luft sind verschmutz­t.

- VON BARBARA BARKHAUSEN

SYDNEY 11.000 Menschen verlieren im pazifische­n Inselstaat Vanuatu ihre Heimat. Zum zweiten Mal in nur sechs Monaten gefährdet der Vulkan Manaro das Leben Tausender auf der Insel Ambae. Nun hat die Regierung Vanuatus beschlosse­n, alle Einwohner bis Ende Mai umzusiedel­n. Sie sollen dauerhaft ein neues Zuhause auf anderen Inseln finden. Regierungs­sprecher Hilaire Bule sagte kürzlich, er erwarte, dass der Ministerra­t seines Landes einem Umsiedlung­splan bis kommende Woche zustimmen werde. Den betroffene­n Einwohnern von Ambae werde angeboten, auf einer von zwei Nachbarins­eln zu leben. „Es ist keine einfache Entscheidu­ng“, so Bule.

Die tropische Idylle im Südpazifik ist derzeit mit teils bis zu 30 Zentimeter Asche bedeckt. Häuser, Gemüsegärt­en und Felder sind versengt. Aus dem Krater tritt Gas aus, und die beißende Luft macht das Atmen schwer. Aschewolke­n verdunkeln den Himmel und bedrohen alles Leben auf der Insel.

Ambae Island ist die Heimat von insgesamt 11.000 Menschen. Diejenigen, die im Norden, Westen und Süden der Insel leben, sind am stärksten von der Asche betroffen. Viele der Insulaner sind verängstig­t und wollen die Insel so schnell als möglich verlassen, sagte Nadia Kanegai, eine frühere Assistenti­n des Premiermin­isters und Politikeri­n, dem Radiosende­r RNZ Pacific. „Der Ascheregen bedeckte einen Teil des westlichen Ambae, es war dunkel wegen des Rauchesm und die Bevölkerun­g musste in den Häusern bleiben und konnte nicht nach draußen kommen.“Ein örtlicher Priester beschrieb die Situation ebenfalls als „verzweifel­t“, da den Einheimisc­hen die Nahrungsmi­ttel ausgingen, das Wasser mit Asche verseucht sei und sich Krankheite­n ausbreitet­en. Derzeit sind die Polizei und einige Hilfsorgan­isationen vor Ort. Auch die Armee soll bei den Massenevak­uierungen helfen. Doch nicht die gesamte Bevölkerun­g ist mit den Umsiedlung­splänen der Regierung einverstan­den. Einige haben keine Angst, und versuchen, sich dagegen zu wehren, da sie Land und Kultur verlieren.

Vanuatu ist ein gefährlich­es Pflaster: Naturkatas­trophen wie Erdbeben, Tsunamis, Vulkanausb­rüche, Wirbelstür­me und Überschwem­mungen suchen den Inselstaat im Pazifik heim, der zwischen den Salomonen, Fidschi und Neukaledon­ien liegt. Vanuatu toppt seit Jahren den Weltrisiko­index, den die Universitä­t der Vereinten Nationen und das Netzwerk „Bündnis Entwicklun­g Hilft“herausgebe­n. Vanuatu verzeichne­te 2006 zudem das weltweit vermutlich erste Dorf, dessen

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Tausende Einwohner der Insel Ambae wurden bereits auf Nachbarins­eln evakuiert. Sie sollen schon bald dauerhaft dorthin umgesiedel­t werden.
 ??  ?? Der Vulkan Manaro auf der Insel Ambae, die zu Vanuatu gehört. Hier ist er bei seinem Ausbruch Ende September vergangene­n Jahres zu sehen.
Der Vulkan Manaro auf der Insel Ambae, die zu Vanuatu gehört. Hier ist er bei seinem Ausbruch Ende September vergangene­n Jahres zu sehen.

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