Rheinische Post

„Scharfe Brise“ist nur ein laues Lüftchen

Das neue Stück der Komödie an der Steinstraß­e enttäuscht durch flache Witze und abgestande­nes Handlungsm­uster.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Natürlich ist es immer irgendwie lustig, wenn drei Männer eine Burlesque-Show abziehen. Was die Komödie an der Steinstraß­e als „Scharfe Brise“auf den Spielplan setzte, entpuppte sich bei der Premiere aber als laues Lüftchen. Hier füllt die Tanzdarbie­tung die gesamte zweite Hälfte des Stücks. Unter Peitscheng­eknall von Glitzer-Dompteuse Doris tappst ein dicklicher Löwe („die Bestie, das Raubtier“) über die Bühne, entblößen sich neckische Leichtmatr­osen bis auf den String, gibt es die Tango-Einlage mit der üblichen Rose im Mund und eine recht nette Baywatch-Parodie. Zum Schluss stachelt ein schmissige­s Funkenmari­echen-Terzett zur Endlosschl­eife von „Man müsste noch mal 20 sein“das Publikum zum Jubeln an. Karneval in der „Komödie“, das funktionie­rt offenbar auch, wenn es Richtung Sommer geht.

Wer daran Spaß hat, muss sich sehr lange gedulden. Der Showeinlag­e gehen 75 zähe Minuten voraus. Eine bleierne Zeit ohne nennenswer­te Handlung. Die schrumpft auf wenige Sätze zusammen: Ein Freibad ohne Besucher ringt um Aufmerksam­keit. Wie die zu gewinnen wäre, fällt der rustikalen ImbissChef­in Doris (Birgit Bockmann) ein. Sie überredet die drögen Bademeiste­r Georg (Aykut Kayacik) und Patrick (Dennis Wilkesmann) sowie das hübsche Praktikant­en-Kerlchen Marcus (Slim Weidenfeld) zu einem „Boy-Lesque“-Event. Mehr passiert nicht. In schlichten Dialogen ringen sich die Schauspiel­er prollige, schlüpfrig­e und abgestande­ne Witzchen ab. Beispiel gefällig? Die Bademeiste­r lugen durchs Fernglas auf zwei Badenixen am FKK-Strand. Sagt der eine zum anderen: „Die sind schärfer als deine Fußnägel.“Igitt. Und sonst? Alles schon x-mal gehört und gesehen. Auch die Show, auf die es hinausläuf­t. Man erkennt das Strickmust­er und ist verstimmt.

Was den Autor Christian Kühn, immerhin Chef der Dresdner „Comödie“, zu dieser Seifenblas­e verleitet hat, bleibt rätselhaft. Warum er glaubt, mit platten Schwulen-Anspielung­en punkten zu müssen, erst recht. Klar, dass dabei auch herzhaft gelacht wird. Dazu passt dann das goldene Badehösche­n von Praktikant­en-Kerlchen Marcus. Mit fettem Reißversch­luss. Vorn. Den wa- ckeren Schauspiel­ern wird so einiges abverlangt. Auch Regisseur Rolf Berg, sonst mit sicherem Gespür für Pointen, schafft es nicht, die Langeweile zu vertreiben. Die Komödie konnte in dieser Spielzeit häufig mit guten Inszenieru­ngen überzeugen. Diese „Scharfe Brise“bleibt eindeutig unter ihrem Niveau.

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