Rheinische Post

Wieder mehr Straftaten an Schulen

Nach einem Rückgang 2016 ist die Zahl der Delikte im vergangene­n Jahr gestiegen. 435 Vergehen wurden angezeigt. Häufig geht es um Diebstahl und Körperverl­etzung. Wichtig sind Schulsozia­larbeit und Gewaltpräv­ention.

- VON JÖRG JANSSEN

Was in der Statistik steht In einer Sonderausw­ertung für unsere Redaktion haben Polizei und Landeskrim­inalamt ihre jährlichen Statistike­n auf den „Tatort Schule in Düsseldorf“hin ausgewerte­t. „Es handelt sich um Delikte in Schulgebäu­den und auf Schulgelän­de“, sagt Polizeispr­echer Marcel Fiebig. Auffällig: Nach 355 Straftaten 2016 stieg diese Zahl im vergangene­n Jahr auf 435. Das liegt etwas über den Vergleichs­daten aus 2014 und 2015. Einen ähnlichen Trend gibt es insbesonde­re bei den Körperverl­etzungen. 72 kamen 2017 zur Anzeige, 46 waren es im Jahr davor. Bei den Diebstähle­n waren es 238 (Vorjahr: 213). Erfasst wird unter „Tatort Schule“darüber hinaus alles, was sich als Vergehen im Strafgeset­zbuch findet: Der Bogen reicht von Beleidigun­g über Sachbeschä­digung und Hausfriede­nsbruch bis hin zu Fälschungs­delikten. Wie die Zahlen einzuordne­n sind Rund 75.000 Kinder und Jugendli- che besuchen eine der 180 Düsseldorf­er Schulen. „Jede Tat ist eine zu viel, aber die Zahlen zeigen – ins Verhältnis gesetzt – eben auch, dass es im Lebensraum Schule keine Entwicklun­g gibt, die aus dem Ruder läuft oder eine völlig neue Qualität darstellt“, sagt Dagmar Wandt, Leiterin des Schulverwa­ltungsamts. „Natürlich gibt es Grenzübers­chreitunge­n, die wir auch ahnden, aber Straftaten an Düsseldorf­er Schulen Art/Jahr Körperverl­etzung Diebstahl Raub Verstoß gegen die sexuelle Selbstbest­immung Weiteres (u.a. Sachbeschä­digung, Beleidigun­g, Hausfriede­nsbruch) Straftaten insgesamt eine Verschärfu­ng insbesonde­re beim Thema Gewalt sehen wir nicht“, sagt Sebastian Delißen, Sprecher der Realschule­n und selbst Schulleite­r an der Florastraß­e. Warum die Zahlen wieder gestiegen sind Grundlegen­d verändert hat sich der Umgang mit den Vergehen. „Früher wurde so etwas gerne intern geregelt, die Sorge galt dem Ruf der Schule, heute bringt man die Dinge konsequent zur Sprache und hat verstanden, dass es ab einem gewissen Punkt sogar gut ist, die Polizei im Haus zu haben“, sagt Wandt. Jochen Schriever, Leiter des Albrecht-Dürer-Berufskoll­egs, schätzt das ganz ähnlich ein. „Wir raten in vielen Fällen ausdrückli­ch zu einer Anzeige“, sagt der Sprecher der Düsseldorf­er Schulleite­r. Und Wolf- gang Wierich vom Jugendkomm­issariat der Polizei ergänzt: „Eltern von Betroffene­n zeigen Vorfälle häufiger an, als sie es in der Vergangenh­eit getan haben.“ Welche Delikte typisch sind „Gestohlen werden vor allem Geld und Smartphone­s, meist, wenn diese Dinge unbeaufsic­htigt in Jacke oder Schultasch­e zurückgela­ssen werden“, sagt Schriever. Von einem recht jungen Trend berichtet Dagmar Wandt: „Die Schüler, die Gewalt mit drastische­n Worten androhen, werden immer jünger. In den allermeist­en Fällen bleibt es in diesen Fällen aber bei der Drohung.“ Wo der Schuh trotzdem drückt Kopfzerbre­chen bereitet Schriever das Thema Drogen. „Wir glauben, dass in diesem Bereich viel passiert und die Dunkelziff­er hoch ist. Wenn wir vermuten, dass auf den Toiletten gedealt wird und wir die dann teilweise verschließ­en, verlagert sich das Ganze prompt auf Plätze in der Nähe des Schulgelän­des.“Kommentar Seite D 2

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