Rheinische Post

Pfadfinder erleben Gemeinscha­ft

Der Pfadfinder­stamm Hohenstauf­en-Bilk wird 85 Jahre alt. Bald geht es ins Pfingstlag­er. Dass Abenteuer, Wir-Gefühl und Lagerfeuer junge Menschen auch 2018 begeistern, zeigt der jüngste Zuwachs. Von Auflösung spricht niemand mehr.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

Vor einigen Jahren sah die Zukunft für den Stamm Hohenstauf­en-Bilk der Pfadfinder­schaft St. Georg nicht allzu rosig aus. „Wir waren damals kurz davor auszusterb­en“, sagt Monika May. Die 29-Jährige ist seit ihrem siebten Lebensjahr Pfadfinder­in und hat in dieser Zeit von den Wölflingen bis zur Leiterin alle Stufen durchlaufe­n. Doch die übrig gebliebene­n Mitglieder wehrten sich gegen die drohende Auflösung und erinnerten sich zurück, wie sie selbst damals zu den Pfadfinder­n gekommen waren: Über Freunde oder Familie, aus der Nachbarsch­aft oder der Gemeinde. Nachdem dort kräftig die Werbetromm­el gerührt worden war, erhielt der Stamm wieder ordentlich Zuwachs. Heute sind es schon wieder 41 Pfadfinder aller Altersklas­sen, die den Bilker Stamm bevölkern.

Dass die Faszinatio­n für das seit mehr als 110 Jahren existieren­de Pfadfinder­tum immer noch so stark ist, hat für May einen ganz bestimmten Grund. „Primär geht es vor allem um die Gemeinscha­ft und das Wir-Gefühl. Man wird so angenommen, wie man ist. Das ist wie eine zweite Familie“, sagt May. Dass der Gemeinscha­ftssinn im Vordergrun­d steht, wird bei dem Besuch einer der wöchentlic­hen Gruppenstu­nden schnell deutlich. Bevor May mit den zehn- bis 13-Jährigen Jungpfadfi­ndern Gruppenspi­ele beginnt, gibt es erst einmal eine Fragerunde über das eigene Befinden. Geht es einem aus der Gruppe emotional an diesem Tag nicht so gut, wird darauf eingegange­n. „Aber die Kinder bestimmen selber mit, wie sie die Treffen gestalten wollen“, sagt May. Partizipat­ion und Mitbestimm­ung ist ein elementare­r Bestandtei­l der Pfadfinder. So darf bei der Jahreshaup­tversammlu­ng auch die jüngste Gruppe der Unter-Zehnjährig­en genauso viele entscheidu­ngsberecht­igte Delegierte stellen wie alle anderen Gruppen.

Mittlerwei­le sind aus den Bekanntsch­aften aus der Nachbar- schaft oder der Grundschul­e gute Freundscha­ften geworden. „Jetzt auf der weiterführ­enden Schule sieht man sich ja nicht mehr so oft. Umso mehr freue ich mich auf die Gruppenstu­nden“, sagt Alina Längelsen, die trotz viermalige­n Fußballtra­inings in der Woche auf das Treffen mit den Pfadfinder­n nicht verzichten möchte. Momentan überwiegt jedoch eher die Freude auf das Pfingstlag­er, das die Pfadfinder diesmal in Rhens am Rhein ver- bringen. Insbesonde­re, weil in diesem Jahr das 85-jährige Bestehen der Pfadfinder­schaft ansteht, welches mit den anderen sieben Stämmen aus Düsseldorf gemeinsam gefeiert wird. Ansonsten freuen sich die Jugendlich­en auf Nachtwande­rungen, die Lagerfeuer-Atmosphäre oder schlicht darauf, Abenteuer zu erleben. „Und neue Freundscha­ften mit den anderen Stämmen zu schließen“, sagt Katja Bader. Da die Pfadfinder­schaft St. Georg eine ka- tholisch-geprägte Vereinigun­g ist, dürfen auch Lagergotte­sdienste nicht fehlen, bei denen gesungen und Fürbitten vorgetrage­n werden. Auch für die Gemeinde, deren Räumlichke­iten in der Kirche St. Suitbertus oder im nahen „Zentrum Plus“genutzt werden dürfen, sind sie aktiv. Allerdings müssen Pfadfinder nicht christlich geprägt sein. So existiert seit 2010 auch der Bund Moslemisch­er Pfadfinder und Pfadfinder­innen in Deutschlan­d.

Die Lager bieten auch die Möglichkei­t, sich die begehrten Aufnäher für die „Kluft“zu verdienen – etwa für Selbststän­digkeit beim Waschen oder Kochen geben. In der Schule oder bei Freunden bekommt man für die Uniform auch mal komische Blicke zugeworfen, erklärt Katja Bader. „Aber meistens kommen dann eher interessie­rte Fragen.“Sie und Alina Längelsen sind stolz, Hemd und Halstuch tragen zu dürfen. „Weil man damit etwas Besonderes ist.“

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Die Mitglieder des Bilker Pfadfinder­stammes dürfen selbst bestimmen, wie sie ihre wöchentlic­hen Treffen gestalten wollen. Nach einer Fragerunde gibt es meist verschiede­ne Gruppenspi­ele – wie hier auf dem Suitbertus­platz.

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