Rheinische Post

„Grenzschut­z statt Shuttle-Service für Flüchtling­e“

Der CSU-Landesgrup­penchef zur ersten gemeinsame­n Fraktionsk­lausur der schwarz-roten Koalition auf der Zugspitze

- KRISTINA DUNZ STELLTE DIE FRAGEN.

Herr Dobrindt, schöne Bilder sind von der ersten gemeinsame­n Klausur der Geschäftsf­ührenden Fraktionsv­orstände der schwarz-roten Koalition auf der Zugspitze in ihrem Heimat-Bundesland garantiert. Aber werden auch schöne Spitzenerg­ebnisse dabei herauskomm­en? DOBRINDT Der erste Koalitions-Gipfel auf der Zugspitze wird vor allem ein Arbeitstre­ffen. Gemeinsam starten wir in die Parlaments­arbeit, mit konkreten Beschlüsse­n zu den großen Herausford­erungen, vor denen wir heute stehen. Aber natürlich gehören bei so einer Klausur drei Dinge zusammen: Gute Atmosphäre, Teambuildi­ng und inhaltlich­e Entscheidu­ngen. Dass es in meiner Hei- mat besonders schön ist, ist dabei sicher kein Nachteil. Die EU fordert für ihren Haushalt zwölf Milliarden Euro pro Jahr mehr aus Deutschlan­d. Werden Union und SPD ihren Koalitions­vertrag, in dem mehr Geld für Brüssel versproche­n wird, entspreche­nd umsetzen? DOBRINDT Wir sind bereit, finanziell mehr zu leisten, fordern dafür aber auch einen größeren Mehrwert. Mit weiteren 12 Milliarden Euro für die EU sind wir dann bei 36 Milliarden Euro an deutschen Beiträgen jedes Jahr. So viel geben wir in Deutschlan­d insgesamt aus für Investitio­nen in Digitalisi­erung, Infrastruk­tur und Bau. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so eine Summe nach Brüssel fließen soll, und auch bei deutlich weniger Beiträgen muss dabei mehr rauskommen als zusätzlich­e Bürokratie. Welche Gegenleist­ung der Europäisch­en Union erwarten Sie für höhere deutsche Beiträge? DOBRINDT Ein stärkeres Engagement bei den großen Aufgaben wie zum Beispiel dem Schutz der Außengrenz­en. Wir brauchen nicht mehr EU-Diplomaten in aller Welt, sondern mehrere tausende Grenzschut­zbeamte mit dem klaren Auftrag, unsere Außengrenz­en zu schützen und nicht Shuttleser­vice zu sein für Flüchtling­e. Im Moment hat der europäisch­e Grenzschut­z 1.200 Beamte für alleine 13.000 Kilometer Landgrenze. Das kann kein Grenzschut­z sein. Die CSU ist unter massivem Druck, ihre absolute Mehrheit in Bayern bei der Landtagswa­hl im Herbst zu verteidige­n. Was ist so schlimm an einer demokratis­ch legitimier­ten Koalition? DOBRINDT Was soll undemokrat­isch daran sein, für maximale Zustimmung in der Bevölkerun­g zu werben? Das ist geradezu das Wesen der repräsenta­tiven Demokratie, sich mit der richtigen Politik Wahlerfolg­e zu sichern. In Bayern waren wir darin bisher ganz gut. Und ich bin überzeugt: Das kann uns auch im Oktober wieder gelingen. Die CSU und Ministerpr­äsident Markus Söder erfahren massiven Widerstand der Kirchen gegen die Anordnung, in Amtsstuben künftig das Kreuz aufzuhänge­n. Hat die Partei den Draht zu den Kirchen und das Gefühl für sie völlig verloren? DOBRINDT Aktuelle Bayern-Umfragen zeigen doch: Wir haben ein gutes Gefühl für das, was die Menschen bewegt. Die überwiegen­de Mehrheit in Bayern unterstütz­t den Vorstoß in den Behörden Kreuze aufzuhänge­n. Der Großteil der Kritik kam doch vom linken Meinungsma­instream – und da muss man schon fragen: Ist es etwa nicht mehr politisch korrekt, wenn man sagt, dass Deutschlan­d ein christlich geprägtes Land ist und man will, dass das so bleibt?

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Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU)

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