Rheinische Post

Neue Vorwürfe gegen WDR-Filmchef

Sechs Frauen werfen Gebhard Henke sexuelle Belästigun­g vor. Er streitet das ab.

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KÖLN (epd) Nachdem sich noch am Mittwoch 16 Frauen aus der Filmund Fernsehbra­nche in einem offenen Brief hinter den WDR-Filmchef Gebhard Henke gestellt hatten, gibt es nun neue Anschuldig­ungen gegen ihn. Sechs Frauen werfen dem vom WDR freigestel­lten Leiter des Programmbe­reichs Film sexuelle Belästigun­g vor. Sie seien von Henke „betatscht und begrapscht“worden, sagten sie dem „Spiegel“. Henke habe ihnen an den Po oder an den Bauch gefasst und angedeutet, sie zu fördern und dafür offenbar körperlich­e Zuwendunge­n erwartet. Die Vorwürfe reichen laut „Spiegel“von 1990 bis mindestens 2015.

Bisher war nicht bekannt, was Henke konkret vorgeworfe­n wird. Eine der Frauen, die im „Spiegel“Belästigun­gsvorwürfe erheben, ist Autorin Charlotte Roche. Sie habe Henke 2013 in Köln kennengele­rnt. „Er gab mir die rechte Hand und legte mir die linke gleichzeit­ig fest mitten auf den Po“, sagte Roche dem Magazin. Sie habe versucht, sich wegzubeweg­en, doch er habe sich mitbewegt. Sie mache sich Vorwürfe, damals nichts gesagt zu haben. Fernsehdir­ektor Jörg Schönenbor­n halte die Schilderun­gen der Frauen „für gravierend und glaubwürdi­g“, teilte der WDR gestern mit. Henke habe Vorwürfe, die ihm bekannt seien, in ersten Gesprächen bestritten. „Selbstvers­tändlich wird er zeitnah zu den einzelnen Anschuldig­ungen angehört“, hieß es. Zudem ermutige der WDR mögliche Betroffene, sich beim Sender zu melden.

Am vergangene­n Montag hatte der WDR die Freistellu­ng Henkes wegen des Vorwurfs sexueller Belästigun­g bestätigt. Nach seiner Freistellu­ng ging Henke über seinen Anwalt an die Öffentlich­keit und forderte den WDR auf, die Vorwürfe zu konkretisi­eren.

Am Mittwoch hatten 16 Frauen aus der Film- und TV-Branche einen offenen Brief veröffentl­icht, in dem sie sich für Henke starkmache­n. „Wir beobachten, dass das lange Verschweig­en, Vertuschen und Verharmlos­en von Übergriffe­n und Machtmissb­rauch bisweilen in blinden Aktionismu­s und Übereifer mündet“, heißt es in dem Brief. Die Auseinande­rsetzung mit Vorwürfen sexueller Belästigun­g dürfe nur differenzi­ert geführt werden.

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