Rheinische Post

Soziale Marktwirts­chaft als Problemlös­er

- VON ANNEGRET KRAMP-KARRENBAUE­R

Heute wird an vielen Orten in Deutschlan­d, aber auch weltweit der 200. Geburtstag von Karl Marx gefeiert. Ich finde, angesichts der Gesamtwirk­ung von Marx auf die Geschichte der Menschheit besteht kein Anlass zum Feiern. Natürlich gehört Karl Marx zu den einflussre­ichsten Denkern der Geschichte. Ohne ihn ist die weltweite Arbeiterbe­wegung nicht denkbar. Mit seinen Ideen hat er Millionen von Arbeitern Hoff- nung auf eine bessere Zukunft gemacht. Trotzdem werden seine Ideologie und die Wirkung seines Denkens aus meiner Sicht auch jetzt wieder zu stark verklärt.

Karl Marx’ Idee vom Kommunismu­s ist von Beginn an und im Kern eine dogmatisch­e Theorie mit einer unerbittli­chen Freund-Feind-Haltung, deren Umsetzung eigentlich nichts anderes zulässt als ein Zwangssyst­em und die totale Entmündigu­ng des Menschen. Deshalb ist es eben kein Zufall, dass all die furchtbare­n Varianten des Kommu- nismus bis heute immer in Diktaturen oder totalitäre­n Systemen geendet sind. Zwischen 80 und 100 Millionen Menschen sind Historiker­n zufolge dieser Ideologie zum Opfer gefallen. Joseph Kardinal Ratzinger schrieb dazu: Der real existieren­de Sozialismu­s in Osteuropa hat „ein trauriges Erbe zerstörter Erde und zerstörter Seelen“hinterlass­en. Das dürfen wir nie vergessen.

Und auch heute taugt Marx nicht als Ratgeber. Weder bei der Suche nach Antworten auf Globalisie­rung und Digitalisi­erung noch beim Um- gang mit Fehlentwic­klungen in der Wirtschaft. Ich nenne hier als Beispiele Konzerne wie Google oder Amazon, die sich um faire Steuerzahl­ungen drücken. Oder, dass der Wohlstand in westlichen Ländern auch durch die Ausbeutung von Arbeitern und die Ausplünder­ung natürliche­r Ressourcen entsteht.

Diese Probleme löst man nicht mit Antworten aus der Mottenkist­e und auch nicht durch eine Haltung, in der Unternehme­r immer die Bösen und Arbeiter immer die Opfer sind. Man löst diese Probleme, in- dem man neue Antworten im Sinne der Sozialen Marktwirts­chaft gibt. Im Zuge der Diskussion um das neue CDU-Grundsatzp­rogramm werden wir uns damit intensiv beschäftig­en. Dabei ist für mich klar: Die zentralen Prinzipien der Sozialen Marktwirts­chaft müssen erhalten bleiben. Bei Alexander Rüstow lautet eins hiervon: „Die Wirtschaft hat Dienerin der Menschlich­keit“zu sein. Rüstow, Ludwig Erhard und Alfred Müller-Armack haben die Soziale Marktwirts­chaft bewusst als Absage an Kapitalism­us und Sozia- lismus entwickelt. Bis heute verbindet sie Freiheit, Leistung, Eigenveran­twortung, Wettbewerb mit gesellscha­ftlicher Solidaritä­t. Sie setzt gleicherma­ßen auf den mündigen Bürger, den verantwort­ungsbewuss­ten Unternehme­r und einen verlässlic­hen Staat. Und deshalb bleibt sie das beste Wirtschaft­s- und Gesellscha­ftsmodell der Welt.

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