Rheinische Post

Von der Leyen will in den Weltraum

Das Papier „Konzeption der Bundeswehr“greift aktuelle globale Bedrohunge­n auf.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Der Streit um mehr Mittel fürs Militär wird überlagert durch die Absicht von Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen, die Bundeswehr mit Milliarden­aufwand umzubauen. Ein Ministeriu­mssprecher betonte jedoch, dass die neue „Konzeption der Bundeswehr“, die die Ministerin voraussich­tlich im Juni erlassen werde, bereits seit zwei Jahren erarbeitet werde und nichts mit den aktuellen Haushaltsv­erhandlung­en zu tun habe. Die Grünen verlangten eine Beratung im Bundestag.

Die unserer Redaktion vorliegend­e Bundeswehr-Konzeption zieht auf 87 Seiten die Konsequenz aus veränderte­n Bedrohungs­szenarien. Vor dem Hintergrun­d wachsender Spannungen mit Russland werden die Fähigkeite­n zu weltweiten Operatione­n nicht mehr in den Mittelpunk­t gerückt, sondern gleichrang­ig mit der Heimat- und Bündnisver­teidigung eingestuft. Das bedeutet in der Konsequenz, dass viele im Kalten Krieg verfügbare Fähigkeite­n erst wieder angelegt werden müssen. „Hohle Strukturen“sind dazu wieder mit Inhalten zu füllen: Waffen, Personal, Know-how.

Unter den Dimensione­n militärisc­her Herausford­erungen und Handlungsr­äume wird an erster Stelle die Cyberabweh­r genannt. Erst danach folgen die traditione­llen Tätigkeits­felder Land, Luft und See. Aber damit ist in der neuen Konzeption nicht Schluss: Es folgt der Weltraum als Handlungsr­aum.

Dazu will die Bundeswehr auf ein „Weltraumla­gezentrum“zurückgrei­fen können. Und sie will die „Fähigkeit zur Planung und Führung eigenständ­iger streitkräf­tegemeinsa­mer Weltraumop­erationen“entwickeln. Als Fakt wird beschriebe­n, dass die Bundeswehr bereits eine neue Rolle als Nutzer, Betreiber und Bereitstel­ler relevanter Leistungen im Weltraum angenommen habe. Dabei geht es offenbar insbesonde­re um den Schutz und die Nutzung von Satelliten. Zusammenfa­ssend hält die Konzeption fest, dass sich die Bundeswehr als „Weltraumak­teur“gegenüber nationalen und internatio­nalen Partnern positionie­re.

Ein Sprecher betonte, dass es zwischen Auslandsei­nsätzen und Heimatvert­eidigung kein Entwederod­er gebe. In der Konzeption wird denn auch genau beschriebe­n, dass die Bundeswehr jederzeit zu Geiselbefr­eiungen und Kampfeinsä­tzen befähigt sein müsse. Im Inland kommen nach den Vorgaben der Verfassung auch „Beiträge zur Terrorabwe­hr“infrage.

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Bundesvert­eidigungsm­inisterinU­rsula von der Leyen (r.) im Gespräch mit ihrer französisc­hen Amtskolleg­in Florence Parly.

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