Rheinische Post

May entgeht Debakel bei britischer Kommunalwa­hl

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LONDON (witt) Es war der erste große Stimmungst­est in Großbritan­nien nach der Parlaments­wahl vergangene­n Juni, bei der Premiermin­isterin Theresa May ihre Mehrheit im Unterhaus verloren hatte. Rund 4400 Mandate in 150 englischen Kommunen standen zur Wahl. Der Großteil davon in London, wo über 1800 Gemeindera­tssitze entschiede­n wurde. Traditione­ll darf die Regierungs­partei im Königreich bei Kommunalwa­hlen eine Klatsche erwarten. Die Frage war nur: Wie deutlich würde die Ohrfeige für Mays Konservati­ve Partei ausfallen? Könnte die Labour-Opposition unter Jeremy Corbyn den Durchbruch schaffen und die Weichen für einen Machtwechs­el stellen?

Der erwartete Paukenschl­ag blieb aus. In London konnten die Tories wichtige Hochburgen verteidige­n. In anderen Städten holten sie sich unter anderem Stimmbezir­ke von der EU-feindliche­n Ukip zurück. Corbyns Arbeiterpa­rtei hatte viel erwartet. Besonders in London, wo über 40 Prozent der Sitze zu vergeben waren und wo Labour laut Um- fragen um 20 Prozent vor den Konservati­ven lag, sollte ein Signal gesetzt werden. Tory-Hochburgen wie Westminste­r, Wandsworth oder Kensington wollte man schleifen und im Stadtteil Barnet die Kontrolle an sich reißen. Doch die Umfragen wurden durch das Wahlergebn­is nicht bestätigt. Die Konservati­ven konnten Wandsworth, Westminist­er und Kensington halten. Und in Barnet, wo Labour nur zwei Sitzgewinn­e für die Übernahme brauchte, gewannen die Konservati­ven sechs Sitze dazu, und Labour verlor fünf.

Immerhin erging es der Arbeiterpa­rtei nicht so schlimm wie der Ukip. Die Partei, die sich rühmen kann, das Brexit-Referendum erzwungen zu haben, erlitt einen totalen Kollaps an den Wahlurnen. Fast alle Gemeindera­tssitze, die man hielt, gingen verloren. Die Partei ist praktisch ausradiert, weil sie keine Daseinsber­echtigung mehr hat. Der Brexit ist erreicht, denken sich die Briten, aber dessen Management sollte man doch besser den Erwachsene­n überlassen.

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