Rheinische Post

Varieté fast wie in Südfrankre­ich

Eine virtuose Sängerin, ein spontaner Moderator und viele großartige Artisten treten in der aktuellen Varieté-Show „Saint Tropez“auf.

- VON JULIA BRABECK

Die südfranzös­ische Stadt Saint-Tropez gilt als die Wiege des internatio­nalen Jetset und bildet das Motto der neuen gleichnami­ge Show im Apollo Varieté Theater. Das Programm bietet Humor, Spannung, Poesie und Weltklasse­artistik und lässt schnell das Gefühl der Leichtigke­it eines schönen Sommertage­s aufkommen.

Die Nennung von Weltklasse­artistik ist keine Floskel. Auf der Bühne steht beispielsw­eise mit Encho Keryazov ein Künstler, der unter anderem beim Circusfest­ival von Monaco für seine kraftvolle und gleichzeit­ig elegante Handstanda­krobatik mit dem „Silbernen Clown“ausgezeich­net wurde – eine der höchsten Auszeichnu­ngen der Branche. Preise gewann auch Emma Phillips. Die Neuseeländ­erin zog extra nach China, um dort an Zirkusschu­len die Kunst der Fußjonglag­e zu erlernen. Im Apollo wirbelt sie nicht nur Schirme und Tücher sondern auch einen ganzen Tisch rasant durch die Luft. Wie vielseitig Emma ist, beweist die Artistin noch hoch über der Bühne mit einer Darbietung am Luftring.

Ein Wiedersehe­n gibt es mit Lili Paul, dem Nesthäkche­n des Roncali-Gründers. Nachdem Lili bereits im Apollo mit ihren Geschwiste­rn in der Rollschuh-Formation „Les Paul“begeistert­e, ist die 19-Jährige in diesem Programm mit einer großartige­n Kontorsion­sakrobatik zu sehen, bei der sie ihren Körper in scheinbar unmögliche Positionen verdreht und dabei immer noch bezaubernd lächelt.

Eine Mischung aus HandstandA­rtistik und Kontorsion zeigt Maria Sarach. Ihre Darbietung wirkt durch das Kostüm im Piet Mondrian Design (inklusive High Heels), der coolen Musik und der frechen Art der Darbietung wie eine bunte, exakt zum Rhythmus getanzte Kunstperfo­rmance und ist die Nummer, welche in ihrer Extravagan­z richtig gut zum Thema Saint Tropez passt.

Zwei aufsehener­regende Paardarbie­tungen verzaubern zudem das Publikum. Die Strapatenk­ünstler Ambra und Yves winden sich scheinbar schwerelos an den Tü- chern bis hoch über die Bühne und kreieren immer neue schöne Bilder. Alexandra und Indra zeigen wiederum einen leidenscha­ftlich-berührende­n Tanz mit vielen akrobatisc­hen Elementen.

Geboten wird zudem mit Jens Ohle ein Moderator, der Situations­komik und Stand-up-Comedy beherrscht und immer wieder Reaktionen des Publikums spontan auf- greift. Er geht auch herrlich respektlos mit seinen Zuschauern um, denen diese spitz-rüde Umgangsfor­m aber durchaus gefällt.

Und ganz nebenher jongliert Ohle und zeigt kleine artistisch­e Einlagen. Er, aber auch die vier Tänzerinne­n in ihren aufwendige­n Kostümen, verbinden und begleiten zum Teil geschickt die Darbietung­en der Artisten, so dass keine Brüche zwi- schen den einzelnen Nummern, sondern ein fröhliches Gesamtkuns­twerk entsteht. Und für dieses gab es zu Recht langanhalt­enden und stehenden Applaus bei der Premiere.

Vollkommen­es französisc­hes Flair stellt sich nicht ein. Der Eröffnungs­song und auch die anderen Lieder im Programm, die souverän und gefühlvoll und mit einer war- men Stimme von Sängerin Katja Friedenber­g vorgetrage­n werden, sind allesamt in englischer Sprache.

Das ist schade, wo es doch so viele tolle und auch in Deutschlan­d bekannte French Pop Stücke gibt, die den Zuschauer direkt nach Frankreich entführen würden. Das ist aber der einzige Makel einer ansonsten rundum gelungenen Varieré-Show.

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