Rheinische Post

Sparkassen-Streit spitzt sich wieder zu

Oberbürger­meister Thomas Geisel geht erneut auf Konfrontat­ion mit dem Vorstand – und schaltet einen unabhängig­en Wirtschaft­sprüfer ein.

- VON ARNE LIEB

Der Düsseldorf­er Sparkassen-Streit machte bundesweit Schlagzeil­en – nun droht eine Neuauflage. Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) will sich nicht damit zufriedeng­eben, wie der Vorstand des Geldinstit­uts den Jahresabsc­hluss 2017 aufgestell­t hat. Erneut geht es um die Frage, ob zu viel Geld in Rücklagen fließt und dadurch die Ausschüttu­ng an die Stadt gemindert wird. Nun lässt Geisel sogar einen unabhängig­en Wirtschaft­sprüfer beauftrage­n, um die Berechnung­en zu überprüfen. Dies hat er Sparkassen­Chefin Karin-Brigitte Göbel in einem Brief mitgeteilt.

Demnach ließ sich Geisel, der auch Vorsitzend­er des Verwaltung­srats der Sparkasse ist, in der jüngsten Verwaltung­sratssitzu­ng am 13. April nicht von der Haltung des Vorstands überzeugen. Auch ein Vortrag der Verbandspr­üfer des Rheinische­n Sparkassen- und Giroverban­ds (RSGV), die Göbels Linie verteidigt­en, änderte daran nichts. „Meine rechtliche­n Bedenken konnten insbesonde­re gegen die Rückstellu­ngsbildung dabei nicht ausgeräumt werden“, schreibt Geisel. „In Kürze“werde er daher über das städtische Beteiligun­gsmanageme­nt den Prüfer beauftrage­n, heißt es in dem Brief, der unserer Redaktion vorliegt. Er sei „zuversicht­lich, dass wir dieses offene Thema auf diese Weise zeitnah lösen können“.

Das ist mehr als fraglich. Denn auch Karin-Brigitte Göbel, die an die Spitze der Sparkasse gerückt war, nachdem Vorgänger Arndt Hallmann als Folge des Ausschüttu­ngs-Streits seinen Posten räumen musste, folgt offenbar nicht Geisels Vorstellun­gen. Rund 55 Millionen Euro aus dem Gewinn von 102 Millionen Euro für das vergangene Jahr will sie ins Eigenkapit­al und in Rückstellu­ngen für Umbauten vor allem in der Zentrale an der Berliner Allee stecken. Die Ausschüttu­ng liegt wegen des guten Geschäfts mit 13 bis 15 Millionen Euro trotzdem deutlich über dem Vorjahr.

Geisel betont, es gehe ihm nicht direkt um die Höhe der Ausschüttu­ng, sondern um eine Grundsatzf­rage. Er argumentie­rt, der Vorstand verringere den Spielraum des Verwaltung­srats. Der Stadtchef hält sich aber auch zugute, jeder private Anteilseig­ner würde ebenfalls ein möglichst großes Engagement von Beteiligun­gen verlangen.

Sparkassen­vorstand Göbel dürfte hingegen darauf verweisen, dass die Sparkasse darauf angewiesen ist, Beträge für schlechter­e Zeiten zurückzule­gen – und dass auch die Verbandspr­üfer bescheinig­en, dass sie sich an die Regeln hält. Zudem befindet sich das Institut in einem Restruktur­ierungspro­zess. Die Düsseldorf­er Sparkasse weist auch immer wieder darauf hin, dass sie eine der höchsten Ausschüttu­ngen unter den rheinische­n Sparkassen leistet.

Dass Geisel nach den langen Querelen schon wieder das Thema hochkochen lässt, sorgt bei Bänkern und Verwaltung­sräten für Kopfschütt­eln. Der Sparkassen­streit hatte zu hohen Anwaltskos­ten geführt, dazu kam die Millionena­bfindung für zwei scheidende Vorstände. Im Juni steht die entscheide­nde Sitzung des Verwaltung­srats an. Wie weit Geisel den Konflikt eskalieren lässt, falls er sich dort nicht durchsetzt, ist fraglich: Das NRW-Finanzmini­sterium wird inzwischen von einem CDU-Mann geführt, Geisel darf keine Hilfe mehr erwarten.

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Oberbürger­meister Thomas Geisel leitet den Verwaltung­srat der Stadtspark­asse – und kritisiert den Jahresabsc­hluss.
 ??  ?? Karin-Brigitte Göbel ist die Vorstandsv­orsitzende der Stadtspark­asse und verantwort­lich für den Jahresabsc­hluss 2017.
Karin-Brigitte Göbel ist die Vorstandsv­orsitzende der Stadtspark­asse und verantwort­lich für den Jahresabsc­hluss 2017.

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