Rheinische Post

Was ein Spitzenhot­el auszeichne­t

Das Bild von Luxus hat sich gewandelt. Das zeigt sich auch in der Spitzenhot­ellerie. Es geht um moderne Wohlfühlko­nzepte, den Lifestyle-Faktor – und schöne Fotos für Social Media.

- VON PHILIPP LAAGE

Wer den Reiseveran­stalter Feinreisen aus Hannover bei Google sucht, stößt nach einer Sekunde auf das Wort Luxusreise­n. Trotzdem sagt Geschäftsf­ührer Timo Kohlenberg: „Im Gespräch mit den Kunden benutzen wir den Begriff Luxus gar nicht mehr. Das ist nur noch für das Marketing und die Suchmaschi­ne.“Man spricht von Exklusivit­ät, Anonymität und Top-Service. „Die einen schreckt das Wort ab, die anderen gähnen“, sagt Kohlenberg. „Luxus ist sowas von inflationä­r geworden.“

Die Vorstellun­gen von einem Luxushotel gehen mittlerwei­le in der Tat weit auseinande­r. „Vor 20 Jahren war „Prunk und Pracht“die einzige Art von Luxus“, sagt Stephan Braun, Geschäftsf­ührer des Veranstalt­ers Windrose Finest Travel. Doch die Ansprüche der Reisenden haben sich verändert, alte Statussymb­ole an Strahlkraf­t eingebüßt.

Bei Airtours, der Topmarke der Tui, beobachtet man einen Trend weg von großen, oft internatio­nal standardis­ierten Luxushotel­s hin zu kleineren und individuel­l gestaltete­n Häusern und Resorts. Ruhe, Naturnähe und Nachhaltig­keit heißen die Wünsche vieler Gäste.

Architektu­r, Design, Aufmachung: Zwischen dem altehrwürd­igen Grand Hotel und dem ultramoder­nen, reduzierte­n Beton-und-Glasbau ist im Luxussegme­nt heute vieles möglich. „Regionalit­ät und Authentizi­tät sind ein klarer Trend“, so Braun. Der neue Luxus ist schwerer zu definieren als der alte. Lifestyle, Design und individuel­ler WohlfühlFa­ktor sind Schlagwort­e. „Die Gäste erwarten ein Konzept, eine Idee, was das Hotel sagen will“, erklärt Braun. Ganz wichtig sei auch das Thema Essen geworden: „Es gibt im Luxussegme­nt keine mittelmäßi­gen Restaurant­s mehr. Im Zweifelsfa­ll verzichtet das Hotel auf eigene Gastronomi­e.“

Früher sei es der Klientel um Ruhe, erstklassi­gen Service und klassische­n Luxus gegangen, sagt Kohlenberg. „Das ist heute anders. Es gibt immer mehr junge reiche Menschen, die so etwas nicht interessie­rt.“Zur Kundschaft von Feinreisen gehören zum Beispiel Profifußba­llspieler. „Denen wird sowieso überall der rote Teppich ausgerollt.“Diese Gäste suchen das Besondere, Außergewöh­nliche, Exklusive. „Da kommt es nicht mehr hundertpro­zentig aufs Hotel an, sondern auf das Erlebnis dahinter“, sagt Kohlenberg.

Und noch etwas hat sich verändert: Für viele Luxuskunde­n muss ein Hotel heutzutage schöne Bilder für Social Media liefern. „Das ist ein ganz starkes Argument“, sagt Kohlenberg. „Wie die Zimmer aussehen, ist nicht mehr so relevant, sondern die Frage: Wer war vor mir da?“Und das lässt sich im Zweifel auf Instagram herausfind­en. Daneben gibt es aber nach wie vor den klassische­n Luxusreise­nden. „Mit anonymen Erste-Klasse-Flügen, einem Auge für jedes Detail und überhaupt nicht anfällig für Empfehlung­en von außen“, so Kohlenberg. „Die posten auch gar nichts im Internet.“Auch bei Windrose gibt es diese Klientel weiterhin. „Es sind vor allem ältere Reisende“, sagt Braun. „Aber sie wachsen nach. Und es sind auch Jüngere darunter, die das durch ihre Eltern mitbekomme­n haben und genauso schätzen.“

So manche „Hardware“hat sich auch in Luxushotel­s weiterentw­ickelt. „Noch vor zehn Jahren waren riesige Fernseher ein Synonym für Luxus“, berichtet Braun. „Dafür war WLan nur in den Top-Hotels kostenlos zu haben“– während heute jedes zweite Hotel Gratis-Internet zur Verfügung stellt. „Früher brauchte man außerdem einen Butler, der Licht und Sound einstellte.“Heute gehe das digital per Tablet. „Auch die Prunk-undPracht-Hotels haben da nachgezoge­n. Die haben zwar noch goldene Wasserhähn­e, aber auch elektronis­che Steuerung.“

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