Achim Schloemer spricht über Zukunft
Der Geschäftsführer der Reederei Köln-Düsseldorfer spricht über die geplanten Millionen-Investitionen in der Landeshauptstadt, Lautstärke-Beschränkungen auf großer Fahrt und seine Liebe zum Rhein.
Die Reederei Köln-Düsseldorfer will das Schifffahrt-Geschäft in der Landeshauptstadt ausbauen und investiert dafür Millionen.
Die Köln-Düsseldorfer weitet ihr Angebot an Rundfahrten und PartyFahrten in Düsseldorf deutlich aus und will Millionen in die Infrastruktur stecken. Geschäftsführer Achim Schloemer erklärt, was das Unternehmen an der Stadt überzeugt. Herr Schloemer, haben Sie eigentlich einen Bootsführerschein? SCHLOEMER Man muss für meine Arbeit auf jeden Fall das Herz für den Rhein und die Region haben, und ich habe nie woanders als am Rhein gearbeitet. Aber wir haben im Unternehmen so viele tolle Schiffsführer und Matrosen – da schadet es nicht, wenn jemand eher mit einem neuen Blick dran geht und auch das Landerlebnis im Blick hat. Anfangs habe ich aber auch gedacht, ich müsste unbedingt ein Patent machen oder wenigstens einen Segelschein. Sie waren bisher in der anderen Stadt viel präsenter als hier, oder? SCHLOEMER Das stimmt, das war bisher nicht ausgeglichen. Formal gesehen ist es so, dass wir in Köln unseren Geschäftssitz haben, aber in Düsseldorf im Handelsregister eingetragen sind. Um in die Geschichte zu schauen: 1853 hatten sich zwei Reedereien aus Köln und Düsseldorf zu einer Betriebsgemeinschaft zusammengetan, um sich nicht weiter Konkurrenz zu machen. 1967 schlossen sich beide zusammen. Köln und Düsseldorf haben wir also beide in unseren Genen, aber Köln ist in der Vergangenheit deutlich stärker entwickelt worden. War Düsseldorf weniger interessant? SCHLOEMER Die Entwicklung hatte vor allem damit zu tun, dass wir in Köln immer über eine größere Infrastruktur verfügt haben. Es ist schön, Schiffe zu bewegen, aber die müssen irgendwo vor Anker gehen können. In Düsseldorf haben wir bisher die Landebrücke am Burgplatz und eine weitere im Bereich der TheodorHeuss-Brücke am Robert-LehrUfer. Das reichte für die zwei Schiffe, die wir hier präsent haben – die neu getaufte MS RheinPoesie (Anmerkung der Red.: Die Rheinische Post fungiert bei dem Schiff als Partner) und die etwas ältere Heinrich Heine, die wir aber hegen und pflegen. Damit konnten wir ein schönes Rundfahrt-Angebot – übrigens in toller Kooperation mit Düsseldorf Tourismus – sowie rund 50 Charterfahrten pro Jahr vorweisen. Mehr ging aber leider nicht. Wie kommt es, dass Sie jetzt das Angebot ausbauen? SCHLOEMER Wir haben Analysen angestellt, um zu überlegen, welche Städte am Verlauf des Rheins Entwicklungspotenzial haben. Und wir glauben an Düsseldorf. Wir sind ja auch in Mainz oder Koblenz aktiv, aber nirgends waren die Vorzeichen so positiv wie hier: der internationale Flughafen, die Universität, die überdurchschnittliche Kaufkraft, der Branchenmix. Die Stadt hat eine tolle wirtschaftliche Substanz, und wir sind überzeugt, dass sie für die KD ein Markt der Zukunft ist. Wir wollen uns hier vergleichbar zu Köln aufstellen. Womit gehen Sie denn ins Rennen? SCHLOEMER Erfolgreich gestartet sind wir schon mit dem Tanz in den Mai, bei dem wir mit 220 Gästen an Bord fast ausverkauft waren. Wir haben verschiedene Party-Formate für die Freitage, ein samstägliches Allinclusive-Angebot mit gastronomischer Versorgung und unsere Dinner-Fahrten mit Sterneköchen. Da starten wir mit Holger Behrens (Behrens am Kai), es folgen Erika Bergheim (Schloss Hugenpoet) und Philipp Wolter (Phoenix). Alle drei kennen wir schon und sind begeistert von ihnen. Sind Sie dank der Fahrt über den Rhein eigentlich frei von Einschränkungen, oder müssen Sie auch auf Dinge wie Lärm achten? SCHLOEMER Lärm ist ein sehr sensibles Thema. Die feierfreudigen Gäste möchten natürlich viel Beschallung haben, wenn möglich auf dem Freideck. Aber die Anwohner in den ufernahen Stadtteilen haben ein Recht darauf, dass angemessene Ruhezeiten eingehalten werden. Deshalb haben wir ein System entwickelt, mit dem wir die Musikanlage auf die jeweils zulässigen Grenzwerte einpegeln, die jeweils an Land gelten würden. Auch wenn wir auf einer internationalen Wasserstraße theoretisch keine Einschränkungen haben: Irgendwann möchte das Schiff ja auch wieder anlegen. Und da möchten wir uns auch mit den Be- Reichen Ihre Anleger dafür? SCHLOEMER Im Spätsommer wollen wir gerne über einen weiteren Standort in Düsseldorf entscheiden. Zunächst müssen wir aber erst einmal unseren Anleger am Burgplatz komplett erneuern, der nicht mehr der schönste ist. Rund 800.000 Euro investieren wir da, damit künftig auch Schiffe bis 14 Meter Breite dort anlegen können. Die Genehmigung der Stadt liegt vor, der Auftrag ist raus, es fehlt nur noch ein bisschen die Zuarbeit seitens der Stadtwerke bzw. der Netzgesellschaft. Es gibt ja eine Auflage der Stadt, dass Schiffe, wenn sie hier liegen, mit Landstrom versorgt werden müssen. Das ist auch sinnvoll, sowohl wegen der Abgase als auch wegen des Lärms. Das wird sich aber sicherlich regeln. Geht das im laufenden Betrieb? SCHLOEMER Man kann es gut vorbereiten und braucht vielleicht eine Woche, um alles zu installieren. Wir bemühen uns aber, in dieser Zeit die Infrastruktur anderer Unternehmen nutzen zu können. Im Juli oder August sollte das klappen. Vorher haben wir noch ein weiteres großes Bauvorhaben: Am Robert-Lehr-Ufer würden wir am bisherigen Standort von Viking zwei neue HochbrückenAnlagen installieren und dort gut 1,6 Millionen Euro investieren. Die brauchen wir als Ausweichquartier für Tagesausflüge, vor allem aber für das Geschäftsfeld Kabinenschifffahrt. Flusskreuzfahrten sind ein boomender Markt, die Situation bei den Liegeplätzen wird enger. Für uns ist das ein wichtiges Thema. Sehen Sie Düsseldorf als möglichen Startpunkt großer Flusskreuzfahrten? SCHLOEMER Wir glauben auch da an den Standort. Mit der Anbindung durch den Flughafen könnte Düsseldorf auf jeden Fall eine Art Kopfstation werden für Fahrten, die bislang eher von Köln oder Amsterdam aus gestartet sind. Die Veranstalter haben immer mehr die Tendenz, lokale Themen und Authentisches vor Ort zu bieten anstatt möglichst viel in kurzer Zeit. Für uns hat der Ausbau der Landebrücken aber noch eine andere wichtige Komponente: Zu großen Messen wie Medica oder Drupa können wir sie auch nutzen, um die Kabinenschiffe als Hotelschiffe zu nutzen. Hat dieser Markt Zukunft trotz der wachsenden Zahl von Hotels? SCHLOEMER Der Bedarf ist da, weil die Hotellerie zu Messezeiten bekanntlich an der Preisschraube dreht und mancher Messe-Teilnehmer davon abgeschreckt wird oder gleich kürzer bei der Messe bleiben würde. Indem wir als Partner von Düsseldorf Tourismus agieren, schaffen wir es, eine gute Nachfrage nach Messeschiffen zu erreichen. Mit der eigenen Infrastruktur wird es dann leichter, weil die Messegäste genau wissen, dass ihr Schiff sehr günstig zur Messe gelegen ist. Dazu kommt, dass wir – nachdem wir früher selbst Anbieter von Flusskreuzfahrten waren – jetzt als Bereederer aktiv sind, also Schiffe von 35 anderen Anbietern wie Scenic oder Emerald Waterways betreuen. In Köln können wir diese Schiffe in den Winterhafen legen und haben von dort die Chance, sie sehr schnell in den Einsatz als Hotelschiff zu bringen. Wäre es nicht auch Zeit, dass die Zentrale umzieht? SCHLOEMER Es gäbe sicher tolle Locations hier, aber die Pläne sind etwas anders. Wir könnten uns aber durchaus vorstellen, hier ein größeres Vertriebs- und Verkaufsbüro zu haben.