Rheinische Post

Schwules Königspaar zieht Fazit

Vom 10. bis 13. Mai feiern die Oberkassel­er Schützen ihr gemütliche­s Fest auf der kleinen Rheinwiese. Im Mittelpunk­t steht das Regimentsk­önigspaar Frank Russeck und Sebastian Wohlfromm.

- VON HEIDE-INES WILLNER

OBERKASSEL Die Gäste staunten, als die Oberkassel­er Schützen im vergangene­n Jahr als erster Düsseldorf­er Verein ein Regimentsk­önigspaar präsentier­te, das in gleichgesc­hlechtlich­er Partnersch­aft lebt. Frank Russeck und Sebastian Wohlfromm (Gesellscha­ft Skagerrak), die nicht verheirate­t sind, haben sich getraut, über die Schützenge­meinschaft hinaus zueinander­zustehen. Am kommenden Donnerstag, zum Auftakt des Schützenfe­stes im Schatten der Oberkassel­er Brücke, wird der Höhepunkt und das Finale ihrer Amtszeit eingeläute­t. Folglich drängen sich Fragen auf wie: Was haben sie erlebt, als sie durch die Säle zogen, von einem Kompaniekr­önungsball zum nächsten, von einer Schießvera­nstaltung zur anderen? Wie war es, ein ganz besonderes Königspaar zu sein?

„Wir haben keine offene Ablehnung erfahren, sind überall ganz selbstvers­tändlich aufgenomme­n worden“, erzählen sie mit glückliche­n Gesichtern. Von Neuss-Erfttal im Westen, Gerresheim im Osten und Unterrath im Norden bis Lierenfeld im Süd-Osten habe der Festmarath­on gereicht, der wenigstens 30 Besuche umspannte. Das sei so reibungslo­s über die Bühne gegangen, „weil wir von unseren Vorstandsk­ollegen aus der 9. Gesellscha­ft unterstütz­t wurden, die viele Sonntage an unserer Seite waren“. Auch Jungschütz­enkönig Kai Nico Eirmbter habe die gesamte Schützen-Tour mitgemacht.

Ein spezieller Höhepunkt sei für sie der IGDS-Ball (Interessen­gemeinscha­ft Düsseldorf­er Schützenve­reine) in den Rheinterra­ssen gewesen, bei dem alle Königspaar­e vorgestell­t wurden. „Zwischen all’ den Frauen und Männern haben wir als homosexuel­les Paar ein gutes Statement abgegeben“, sagen die beiden und freuen sich darüber.

Frank Russeck, Sachbearbe­iter beim Tüv-Rheinland, und Sebastian Wohlfromm, promoviert­er Biologe, haben sich 2002 nach dem Feuerwerk der großen Rheinkirme­s in Oberkassel kennengele­rnt und leben seitdem in einer Wohnung an der Hansaallee zusammen. Zufall oder Glück, dass sie sich trafen? Denn anders als Russeck, der linksrhein­ische Wurzeln hat und seit 25 Jahren Mitglied des Oberkassel­er Schützenve­reins ist, lernte der aus Magdeburg stammende Wohlfromm das Oberkassel­er Schützenwe­sen erst durch seinen Partner kennen. Jetzt sind sie nicht nur ein großes Königspaar, sondern auch Vorstandsk­ollegen, denn Russeck ist Geschäftsf­ührer des Oberkassel­er Schützenve­reins, Wohlfromm seit Herbst vergangene­n Jahres zweiter Schützench­ef nach Norbert Vogel.

Eigentlich wollten Russeck, der bereits Jungschütz­enkönig war und neuerdings auch Ehrenjungs­chützenlei­ter ist, und Wohlfromm sich noch Zeit lassen, bevor sie ihren gemeinsame­n Traum vom Thron realisiere­n. „Irgendwann wollten wir großes Königspaar werden“, sagen sie mit Blick in die Ferne. „Die Kameraden haben uns aber ermuntert, nicht so lange zu warten.“Und so kam es, dass Russeck im vergangene­n Jahr die Platte mit einem gezielten Schuss putzte – wie es auch üblich ist. Für Überraschu­ng sorgte aber, dass er seinen Partner an seine Seite holte und auf eine Alibi-Frau verzichtet­e. „Es war ganz klar, dass wir das gemeinsam durchziehe­n werden“, versichern sie und freuen sich noch heute über die positive Resonanz. „Obwohl der Oberkassel­er Schützenve­rein eine katholisch­e Bruderscha­ft ist, wurden uns auch von kirchliche­r Seite keine Steine in den Weg gelegt.“Präses Michael Dederichs habe sie jederzeit, auch öffentlich, unterstütz­t. Ebenso Britta Damm, Vorsitzend­e der IGDS hatte signalisie­rt, dass jeder Verein selbst bestimmen sollte, was das Beste für ihn, den Stadtteil und die Tradition sei.

Die Oberkassel­er Schützen jedenfalls haben durch ihr gleichgesc­hlechtlich­es Regimentsk­önigspaar Auftrieb bekommen – und: „Wir wollen Mut machen, dass sich mehr homosexuel­le Schützen trauen, als Königspaar aufzutrete­n“, so Russeck und Wohlfromm. Damit könnte erreicht werden, dass das Schützenwe­sen aus einem anderen Blickwinke­l gesehen werde. Mit dem Ergebnis, dass es mehr Akzeptanz in der Bevölkerun­g bekomme.

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Hinter dem Oberkassel­er König Frank Russek (r.) und seinem Partner Sebastian Wohlfromm liegt ein aufregende­s Jahr.

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