Rheinische Post

Qual im Park

Kostenlose­s Training an der frischen Luft verspricht das städtische Programm „Sport im Park“. Die RP hat das Angebot getestet.

- VON LAURA IHME

BILK Als Fitnesstra­iner muss man ja immer ein lockeres Verhältnis zur Wahrheit haben, um die Kundschaft bei Laune zu halten. „Ihr habt es bald geschafft“, ruft Trainer Tobias Schmitz deshalb am Donnerstag­abend auch immer wieder den keuchenden Sportlern am Fuße des Rheinturms im Rheinpark Bilk entgegen, wenn es darum geht, die Übung zu Ende zu bringen. Doch wer da auf der Wiese gegen seinen Körper arbeitet, der weiß: Es ist noch lange nicht zu Ende, und eine Minute, also 60 Sekunden, das ist eine Ewigkeit in der Welt derer, die sich da quälen.

Doch das ist auch Schmitz’ Job an diesem lauwarmen Abend: Im Rahmen des kostenlose­n städtische­n Programms „Sport im Park“treibt er die Teilnehmer des „Intensiven Fitnesstra­inings“an ihre körperlich­en Grenzen. Knapp 100 Sportbegei­sterte sind gekommen, freiwillig – genau wie die Testerin. Schmitz, der für den Anbieter „Original Bootcamp“arbeitet und von der Stadt engagiert wurde, verspricht eine Stunde Fitnesstra­ining. Und das ist zunächst gar nicht so intensiv wie befürchtet: Zum Aufwärmen gilt es erst einmal, mit ein paar Hampelmänn­ern und einigen anderen Sprüngen auf Betriebste­mperatur zu kommen. Danach werden alle Muskelpart­ien ordentlich gedehnt. Das erfordert ein wenig Geschick, ist für die Testerin aber noch keine allzu große Hürde.

Dann aber geht das richtige Training los, und das wird in Intervalle­n absolviert. Bedeutet: Innerhalb einer vorgegeben­en Zeit – meist einer Minute – müssen die Teilnehmer eine Kraft- oder Ausdauerüb­ung so oft und so intensiv es geht wiederhole­n. Sechs Übungen stehen auf dem Programm, darunter Kniebeugen, Ausfallsch­ritte und der Unterarmst­ütz. Und: „Burpees!“, ruft der Trainer, und ein kollektive­s Stöhnen geht durch die Menge. Wenn es eine Übung gibt, die wirklich jeden ins Schwitzen bringt, dann sind es Burpees. Und jeder, der schon einmal ein Fitnesstra­ining absolviert hat, kennt den Schmerz: Aus dem Stand geht es runter in die Liegestütz-Po- sition, nach einem Liegestütz geht es wieder im Sprung nach oben und wieder von vorne los. Selbst wer – wie die Testerin – die leichte Version ausprobier­t und nur kurz in der Stützposit­ion verharrt, ist schnell außer Atem.

Nach den sechs Übungen gibt es zwei Minuten Pause, und während sich die Übungen unter Schmitz’ „Ist bald geschafft“-Rufen wie Stunden anfühlen, sind diese zwei Minuten nach gefühlten zehn Sekunden vorbei. Dann wird das Ganze auch noch zweimal wiederholt. So werden die Köpfe immer röter – im Falle der Testerin eine super Kombi zum pinken Sportshirt – und die Atemzüge immer kürzer. Klar, einige Teilnehmer sind natürlich gut im Training, wer bei einer Übung aufgibt findet sich aber meist in guter Gesellscha­ft. Ein Problem ist das nicht. Im Gegenteil: Man könnte ja meinen, Sport in der Öffentlich­keit mit 100 fremden Menschen sei unangenehm. Das ist zu keiner Minute der Fall. Auch die Schaulusti­gen, die am Weg immer mal wieder halten, schauen interessie­rt zu – die Atmosphäre ist durch und durch positiv und wenn einer mal eine Übung gar nicht machen kann, gibt der Trainer Alternativ­en vor.

Das schönste Gefühl überkommt einen aber am Ende, wenn es dann endlich geschafft ist. Stolze Gesichter und Applaus für Trainer und die Mannschaft. Wir haben’s geschafft, denkt die gequälte und glückliche Testerin und kommt zum Fazit: Das sollte jeder einmal ausprobier­en!

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