Lakritze aus dem Pferdestall
Früher sind die Pferde des Militärs hinter dem roten Backstein-Gemäuer der ehemaligen Ulanenkaserne untergebracht worden. Heute wird von dort dänische Lakritze nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz vertrieben.
DERENDORF Gut versteckt ist die Hausnummer 1b, das rote Backsteinhaus liegt um die Ecke, hinter der Nummer 2 und der 1. Schilder gibt es keine, die auf das Unternehmen hinweisen. Verkehrsberuhigt ist die Straße, die den Namen Zur alten Exerzierhalle trägt, das Marschieren wird dort aber längst nicht mehr geübt. Ab und an kommt der OSD vorbei und kontrolliert, ob in den Autos eine Parkuhr ausliegt. Sonst ist es still auf dem Gelände zwischen Ross-, Johann-, Ulmenund Tannenstraße, wo ab 1893 Soldaten lebten und auf ihren Einsatz warteten. Heute wohnen dort jene, die es sich leisten können – aufwendig wurden die denkmalgeschützten Gebäude der Ulanenkaserne saniert, zu Wohnungen umgebaut.
Auch Unternehmen sind auf die Ulanenkaserne aufmerksam geworden, die Werbeagentur Grey etwa, und seit 1,5 Jahren hat der dänische Lakritzhersteller Lakrids eine Adresse dort. In eben jenem versteckten Backsteinhaus, das früher als Pferdestall genutzt wurde, in dem noch immer links und rechts entlang der Wand die Tröge stehen, und auch die Backstein-Fassade ist mit ihren Rissen und kleinen Schönheitsfehlern geblieben. Stefan Zappe ist der Lakrids-Geschäftsführer in Deutschland, 2015 expandierte das dänische Unternehmen, kam nach Deutschland, ein Jahr später schließlich zogen Zappe und die Mitarbeiter an die Straße Zur alten Exerzierhalle. „Von hier aus bedienen wir den deutschen, österreichischen und Schweizer Markt“, sagt Zappe, der es sogar schafft, Menschen, die kein Lakritz mögen, sein Produkt schmackhaft zu machen.
„Wir machen Gourmet-Lakritz“, sagt er, vor zehn Jahren gründete der Däne Johan Bülow die Firma, „weil er Lakritze liebte, er aber etwas besseres suchte, als die Tüten für 1,50 Euro im Supermarkt“, sagt Zappe. Vor allem aber wollte der Gründer zeigen, dass Lakritze nicht immer schwarz und zur Schnecke aufgerollt sein muss. Anis zum Beispiel kommt nicht in die Lakrids-Lakritze, stattdessen ist Süßholzwurzel drin, die in Kalabrien, Persien oder China geerntet wird. „Anis ist auch das, was viele nicht mögen“, sagt Stefan Zappe.
Mal wird das Bonbon in einen Schoko-Mantel gewickelt, mal ist es in Rosenwasser getaucht, mal mit Gold-Puder bestäubt, „das ist in Dubai sehr beliebt, dort muss es glänzen“, weiß Zappe. Verpackt wird das Ganze in hübsche Schachteln, „wenn die neben einer Tüte Haribo im Regal stehen, kauft keiner Lakrids“, sagt der Geschäftsführer, weil die Leute Lakrids nicht kennen, „deshalb gehen wir in Feinkostläden“, sagt Zappe, oder auf den Carlsplatz, wo das Unternehmen einen Stand voller Lakritze und sogar Lakritz-Eis hat. Besonders ist das Produkt, das auch nur an besonde- ren Orten verkauft werden soll. 150 Gramm kosten immerhin stolze 9,50 Euro.
Inzwischen kooperiert das Unternehmen auch mit Düsseldorfer Restaurants und Köchen: Das Nagaya soll schon mit Lakrids gekocht haben, Fritz’s Frau Franzi ebenso wie Tim Tegtmeier. „Wir beliefern Eurowings für die Businessclass und Emirates“, sagt Zappe, der im Augenblick auf der Suche nach einem Hotelpartner in Düsseldorf ist – Kooperationen hat es auch schon mit der Werbeagentur Grey gegeben und mit L’Oréal – beide befinden sich in direkter Nachbarschaft; auch deshalb schätzt der Lakrids-Geschäftsführer die Ulanenkaserne so, den alten Pferdestall, der puristisch eingerichtet ist, in dem es aber eine Tribüne gibt für Vorträge, fast wie bei Google, nur ein bisschen kleiner.