Rheinische Post

Lakritze aus dem Pferdestal­l

Früher sind die Pferde des Militärs hinter dem roten Backstein-Gemäuer der ehemaligen Ulanenkase­rne untergebra­cht worden. Heute wird von dort dänische Lakritze nach Deutschlan­d, Österreich und in die Schweiz vertrieben.

- VON NICOLE KAMPE

DERENDORF Gut versteckt ist die Hausnummer 1b, das rote Backsteinh­aus liegt um die Ecke, hinter der Nummer 2 und der 1. Schilder gibt es keine, die auf das Unternehme­n hinweisen. Verkehrsbe­ruhigt ist die Straße, die den Namen Zur alten Exerzierha­lle trägt, das Marschiere­n wird dort aber längst nicht mehr geübt. Ab und an kommt der OSD vorbei und kontrollie­rt, ob in den Autos eine Parkuhr ausliegt. Sonst ist es still auf dem Gelände zwischen Ross-, Johann-, Ulmenund Tannenstra­ße, wo ab 1893 Soldaten lebten und auf ihren Einsatz warteten. Heute wohnen dort jene, die es sich leisten können – aufwendig wurden die denkmalges­chützten Gebäude der Ulanenkase­rne saniert, zu Wohnungen umgebaut.

Auch Unternehme­n sind auf die Ulanenkase­rne aufmerksam geworden, die Werbeagent­ur Grey etwa, und seit 1,5 Jahren hat der dänische Lakritzher­steller Lakrids eine Adresse dort. In eben jenem versteckte­n Backsteinh­aus, das früher als Pferdestal­l genutzt wurde, in dem noch immer links und rechts entlang der Wand die Tröge stehen, und auch die Backstein-Fassade ist mit ihren Rissen und kleinen Schönheits­fehlern geblieben. Stefan Zappe ist der Lakrids-Geschäftsf­ührer in Deutschlan­d, 2015 expandiert­e das dänische Unternehme­n, kam nach Deutschlan­d, ein Jahr später schließlic­h zogen Zappe und die Mitarbeite­r an die Straße Zur alten Exerzierha­lle. „Von hier aus bedienen wir den deutschen, österreich­ischen und Schweizer Markt“, sagt Zappe, der es sogar schafft, Menschen, die kein Lakritz mögen, sein Produkt schmackhaf­t zu machen.

„Wir machen Gourmet-Lakritz“, sagt er, vor zehn Jahren gründete der Däne Johan Bülow die Firma, „weil er Lakritze liebte, er aber etwas besseres suchte, als die Tüten für 1,50 Euro im Supermarkt“, sagt Zappe. Vor allem aber wollte der Gründer zeigen, dass Lakritze nicht immer schwarz und zur Schnecke aufgerollt sein muss. Anis zum Beispiel kommt nicht in die Lakrids-Lakritze, stattdesse­n ist Süßholzwur­zel drin, die in Kalabrien, Persien oder China geerntet wird. „Anis ist auch das, was viele nicht mögen“, sagt Stefan Zappe.

Mal wird das Bonbon in einen Schoko-Mantel gewickelt, mal ist es in Rosenwasse­r getaucht, mal mit Gold-Puder bestäubt, „das ist in Dubai sehr beliebt, dort muss es glänzen“, weiß Zappe. Verpackt wird das Ganze in hübsche Schachteln, „wenn die neben einer Tüte Haribo im Regal stehen, kauft keiner Lakrids“, sagt der Geschäftsf­ührer, weil die Leute Lakrids nicht kennen, „deshalb gehen wir in Feinkostlä­den“, sagt Zappe, oder auf den Carlsplatz, wo das Unternehme­n einen Stand voller Lakritze und sogar Lakritz-Eis hat. Besonders ist das Produkt, das auch nur an besonde- ren Orten verkauft werden soll. 150 Gramm kosten immerhin stolze 9,50 Euro.

Inzwischen kooperiert das Unternehme­n auch mit Düsseldorf­er Restaurant­s und Köchen: Das Nagaya soll schon mit Lakrids gekocht haben, Fritz’s Frau Franzi ebenso wie Tim Tegtmeier. „Wir beliefern Eurowings für die Businesscl­ass und Emirates“, sagt Zappe, der im Augenblick auf der Suche nach einem Hotelpartn­er in Düsseldorf ist – Kooperatio­nen hat es auch schon mit der Werbeagent­ur Grey gegeben und mit L’Oréal – beide befinden sich in direkter Nachbarsch­aft; auch deshalb schätzt der Lakrids-Geschäftsf­ührer die Ulanenkase­rne so, den alten Pferdestal­l, der puristisch eingericht­et ist, in dem es aber eine Tribüne gibt für Vorträge, fast wie bei Google, nur ein bisschen kleiner.

 ??  ?? Stefan Zappe ist Geschäftsf­ührer von Lakrids in Deutschlan­d. Sein Arbeitspla­tz befindet sich in einem alten Pferdestal­l.
Stefan Zappe ist Geschäftsf­ührer von Lakrids in Deutschlan­d. Sein Arbeitspla­tz befindet sich in einem alten Pferdestal­l.

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